Insider-Touren in Rio de Janeiro und ins Umland

Metropolen-Highlighs und zauberhaftes Hafenstädtchen Paraty

Eine Erfolgsstory: Auswanderung nach Brasilien - Großstadt vs. Naturparadies

Von Rio de Janeiro nach Paraty zu Bergen, Dschungel und Meer

Liebe Annette, wie lange lebst Du schon in Brasilien und wie kam es zu Deiner Auswanderung?     

Es war die Liebe zu einem Brasilianer, die mich vor 30 Jahren nach Rio de Janeiro gebracht hat. Als Journalistin in Berlin hatte ich meinen damaligen Partner bei einer Reportage über Capoeira, den von Sklaven erfundenen afrobrasilianischen Kampftanz, kennengelernt. Zunehmende Ausländerfeindlichkeit im gerade wiedervereinigten Deutschland hat uns schliesslich zum Auswandern nach Rio de Janeiro veranlasst. Wir haben eine Sprachschule mit Intensivkursen Portugiesisch für Ausländer eröffnet, die auf Ausflügen durch die Stadt unterrichtet wurden, immer angepasst an das jeweilige Interesse des Lernenden. Nach meiner Trennung im Jahr 2002 habe ich jahrelang bei einem Veranstalter für Abenteuerreisen und Ökotourismus gearbeitet und meine Ausbildung zum lizenzierten Tourguide gemacht, als lokaler, regionaler und später auch internationaler Guide und als Reiseexpertin für Brasilien.
Nach 25 Jahren Rio bin ich vor fünf Jahren nach Paraty, ein koloniales Städtchen zwischen Bergen, Dschungel und Meer, an die Grüne Küste gezogen, und pendle nun zwischen den Welten. In Paraty biete ich ebenfalls Touren an, vor allem in der paradiesischen Natur hier.

 

Was genau liebst Du an Brasilien?

An Brasilien liebe ich seine unglaublich schöne Natur, dieses Üppige, Tropische, seine Vielfalt ́der völlig verschiedenen Landschaften, Menschen und Kulturen. Und natürlich liebe ich die Menschen selbst, ihre Mentalität, ihre Kreativität, ihren zärtlichen Umgang untereinander, wie sie sich umarmen, sich gegenseitig Mut machen, sich helfen, sich freuen und zusammen feiern, singen und tanzen. Der jährliche Höhepunkt ist dann der Karneval.


Karneval, TOP 7 MUST SEE, Beste Reisezeit

Wird auch außerhalb von Rio Karneval gefeiert? 

Karneval wird in ganz Brasilien gefeiert, in Sao Paulo zum Beispiel existieren ebenfalls Sambaschulen und ein Sambadrom für die Paraden, aber es gibt auch ganz eigene Formen, die völlig anders als in Rio sind, vor allem im Nordosten des Landes.
In Salvador gibt es sicher den berühmtesten Strassenkarneval, der mit seinen Blocos vor Jahren nach Rio übergeschwappt ist, allerdings hier mit ganz anderen Rhythmen, mit Afoxé und Axé statt Samba. Es gibt in Salvador bestimmte Strecken, sogenannte circuitos, auf denen Hunderttausende mitfeiern, durch die Stadt tanzen, mit einem gekauften T-Shirt vom jeweiligen Bloco innerhalb der Absperrung der Musiker, ansonsten außerhalb. Man kann Plätze auf Tribünen reservieren, wo es auch Getränke und Essen gibt und man nicht ganz so dicht an den anderen Menschen dran ist, falls man das möchte. Den größten Bloco Brasiliens gibt es in Recife, den „Galo da Madrugada“ (Hahn des Morgengrauens), bei dem über zwei Millionen Menschen zusammen zu Frevo- und Maracatu-Klängen tanzen. In der kleinen Nachbarstadt Olinda ziehen die verkleideten, tanzenden Menschen mit gigantischen Puppen aus Papp-Maché durch das historische Zentrum. So gibt es in jeder Stadt Brasiliens unterschiedliche Arten, diese größte Party der Welt zu feiern. Allen gemeinsam ist die absolute Euphorie bei diesem Fest der Sinne, ein wirkliches Erlebnis.



Kannst Du uns 7 MUST SEE für Brasilien empfehlen?

1) Rio de Janeiro als Metropole mit der schönsten Topographie der Welt
2) Die überwältigenden Wasserfälle von Foz do Iguaçu
3) Der Amazonas in seiner wahnsinnigen Artenvielfalt und Größe
4) Die Lençóis Maranhenses im Norden Brasiliens - 8.000 türkisfarbene Süsswasserlagunen zwischen Sanddünen - in ihrer surrealen Schönheit
5) Paraty mit seinem Charme und seiner herrlichen Natur
6) Pantanal zur besten Tierbeobachtung
7) Salvador mit seiner Musik und der schwarzen Kultur



Wann ist die beste Reisezeit, um Rio und Umgebung zu bereisen? 

Das kommt darauf, ob man den Karneval mitfeiern oder lieber den Rest genießen möchte, generell ist Rio das ganze Jahr umwerfend, aber meiner Meinung nach sind Rio und Umgebung im brasilianischen Herbst am besten zu bereisen, d.h. im deutschen Frühling, im April, Mai, Juni. Dann es ist trockener, etwas kühler als im Sommer, nicht ganz so voll, preiswerter, noch perfekt zum Baden an Orten wie der Ilha Grande und Paraty an der Grúne Küste oder in Arraial do Cabo und Búzios an der Sonnenküste und schon geeignet für größere Wandertouren wie in der Serra dos Órgãos.

Insidertipps für die besten Touren


Welche Deiner Touren führst Du selbst am liebsten? 
 

Grundsätzlich liebe ich es, anderen Menschen meine Wahlheimat zu zeigen, ob nun die Highlights wie den Zuckerhut oder die Christusstatue in Rio oder meine eigenen versteckten Lieblingsplätze abseits der üblichen Touristenpfade. Ich stelle mich ganz auf die Wünsche der jeweiligen Gäste ein und empfehle ihnen zusätzlich zu den Highlights Ausflüge, die zu ihnen passen.

In Rio de Janeiro ist mein Favorit die Tour auf die Dois Irmaos, nach Vidigal und an die Strände von Leblon und Ipanema, da sie eine Zusammenfassung von allem ist, was Rio für mich ausmacht, diese Wahnsinnstopograhie, die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich, die umgekehrte Welt, die Menschen, denen man auf der Tour begegnet, das Kreativ-Künstlerische und die Solidarität sowie die Strandkultur, die das Leben hier versüssen.

Meine absolute Lieblingstour aber ist der Ausflug in den tropischen Fjord, den Saco de Mamanguá, sei es beim Aufstieg auf den Berg mit seinem atemberaubenden Ausblick oder beim Paddeln im Mangrovenwald. Ich kann Tage hier verbringen, es ist ein magischer, paradiesischer Ort, an dem sich ein paar Stunden wie eine Woche Ferien anfühlen. Die wenigen Bewohner, Caiçaras, gemischt aus Indigenen, ehemals versklavten, entlaufenen Afrikanern und Portugiesen, sind freundlich, Meister der Navigation, des Fischfangs und der Deutung des Himmels. Ihr Lebensstil ist faszinierend einfach, fast alles, was sie brauchen, kommt aus der Umgebung. Die Familien leben zusammen in kleinen Gemeinschaften, zwischen den Häusern stehen Blumen und Obstbäume statt Zäunen und Mauern. Fische springen über das Wasser, bunte Krebse krabbeln durch den Mangrovenwald, es verirren sich auch schon mal Wale oder Delfine in die abgelegene Bucht. Ein Ort des Friedens. Herrlich. 

 
Insgesamt mache ich sehr viele verschiedene Ausflüge, da ich seit ein paar Jahren auch als Tour Conductor für Gruppenreisen durch ganz Brasilien arbeite, was eine große Bereicherung für mich ist. Die Reisen gehen zu den Iguaçu-Fällen, ins Tierparadies Pantanal, nach Brasília, Manaus, in den Amazonas, nach Salvador und nach Rio.

Es sind Reisen durch die verschiedensten Ökosysteme mit Highlights wie den spannenden Jaguar-Fotosafaris in Porto Jofre. Die Erfahrungen, die ich dabei sammle, helfen mir auch bei der Organisation meiner eigenen privaten Rundreisen, die ich auf Wunsch für Individualreisende ausarbeite.


Eine letzte Frage habe ich: Gibt es etwas aus Berlin bzw. Deutschland, das du vermisst?


Ich lebe jetzt 30 Jahre in Brasilien und vermisse eigentlich nichts mehr aus Berlin oder Deutschland, außer die lieben Menschen, die ich dort gelassen habe, als ich hierher gezogen bin. Ich vermisse also kein etwas, sondern nur jemanden - meine besten Freunde von damals und heute meine Tochter, die hier geboren ist, aber seit knapp acht Jahren schon in Berlin wohnt und den umgekehrten Weg gegangen ist. Zum Glück gibt es heute die Möglichkeit, sich online zu sehen. Und natürlich reisen wir ab und zu zueinander, egal wohin auf der Welt.


Liebe Annette, vielen Dank für dieses interessante Interview. Eine echte Erfolgsstory! Herzlichen Glückwunsch! Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viele nette Gäste!


Artikel-Info
Land Brasilien
Gebiet Rio de Janeiro
Kontinent Südamerika
Thema Interview Touranbieter
Autor Karola Stahlberg