Spanien - Natururlaub auf der Iberischen Halbinsel

Berge, Täler, Sandstrand und tausendjährige Wälder

 

Kaum ein europäisches Land hat so viele Kontraste zu bieten wie Spanien. Neben kargen Gebieten, im Sommer heiß und ausgedörrt, wechseln sich kühle, dicht bewaldete Regionen, schneebedeckte Gipfel, Sumpf- und Seenlandschaften, zerklüftete Berghänge sowie weite, flache Hochlandschaften und Tiefebenen ab. Das Land hat eine schier unendliche Zahl an Naturparks zu bieten, davon viele von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt wurden. Herrliche Stille, klare, frische Luft und Natur pur ohne Menschenmassen – was will man mehr?

 

Der Norden: rau und sanft, wild und romantisch zugleich

Schroffe Steilküsten, von saftigem Grün bedeckte Berghänge, malerische Dörfer und jahrtausende alte Wälder prägen den Norden Spaniens. Vom Kantabrischen bis zum Mittelmeer durchschneidet hier die gewaltige Gebirgskette der Pyrenäen das südwestliche Anhängsel Europas – ein Paradies für Bergsportler. Doch auch, wer sanftere Trekking- und Wandertouren in den Vorbergen bevorzugt, dem eröffnet sich eine wunderbare Welt fernab des Massentourismus. Zahlreiche geschützte Arten wie Raubvögel, Bären, Murmeltiere, Wölfe sowie wilde Huftiere haben hier ihr Revier.

In den vielfältigen Höhenlagen der nördlichen Regionen finden Spanien-Reisende Naturtourismus für jeden Geschmack: von ruhigen Wanderungen über Gleitschirmfliegen bis hin zu Abenteuertourismus wie Rafting oder schwindelerregende Abstiege an Steilwänden und Schluchten. In Aragón besticht der Nationalpark Ordesa y Monte Perdido mit unglaublich schönem Landschaftsbild, aus dessen Mitte sich zwei Gipfel erheben. Mit etwas Glück lassen sich hier seltene Greifvögel wie Adler und Aasgeier bei ihrem Flug zusehen. Sehenswert ist auch der Nationalpark Picos de Europa in Kantabrien. Wer per Fuß oder Mountainbike den größten Naturpark Europas durchquert, kommt an vielen ländlichen Dörfern und Herden wilder Gänsen, Ziegen und Hirsche oder Wildschweinen vorbei. Mit etwas Glück hören Sie hier des Nachts die Wölfe heulen oder erspähen gar einen Braunbären.

Wer kann sich schon vorstellen, dass eine kleine Region wie Navarra Wüste und Schnee zugleich zu bieten hat? Im Winter ist der Abodi-Gebirgszug ein idealer Ort für Schneeschuhwanderungen, in wärmeren Jahreszeiten birgt die Halbwüste im Naturpark Bardenas Reales mit ihren kahlen, mondartigen Landschaften eine einzigartige Kulisse. Frühjahrsreisenden offenbart sich eine eindrucksvolle Szenerie, wenn der schmelzende Schnee zu mächtigen Wasserfällen schwillt.

Weiter westwärts, in Galizien, finden Liebhaber des rauen Atlantikklimas wilde, zerklüftete Küstenlandschaften mit steilen Felshängen, zwischen die sich kleine Strandbuchten schmiegen. Die Rías, fjordähnlichen Meeresbuchten, die sich sanft durchs Land schlängeln, prägen die gesamte Ostküste. In Galizien endet auch der bekannte Jakobsweg, auf dem seit dem Mittelalter Pilger zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela wandern.

 

Zentralspanien: Wo die Herrscher der Lüfte rasten

Warum nicht mal auf den Spuren Don Quijotes wandern? Oder dem Mönchsgeier bei seinem Flug zusehen? Naturfreunde finden im Zentrum Spaniens nicht nur ein gutes Netz an Wanderwegen durch Seenlandschaften, Sumpfgebiete und Urwälder, sondern einen einzigartigen Ort für Vogelbeobachtungen: Scharen von Zugvögeln machen auf ihrem Weg nach Afrika im September Halt in Extremadura und Kastilien-La Mancha. Eine gute Reisezeit, um mit einem Vogelkundler heimische Arten zu beobachten, ist das Frühjahr. In den vielen gesunden Ökosystemen Extremaduras fühlen sich besonders Schwarzstorch und Kaiseradler wohl, zwei der am stärksten bedrohten Vogelarten Europas.

Diese touristisch wenig bekannte Provinz offenbart ein Spanien, das mit den Vorstellungen vieler Reisender wenig zu tun hat. Das autonome Gebiet an der Grenze zu Portugal gilt als ländlichste, am wenigsten entwickelte Region Spaniens, die, abseits vom Touristenhype der Ostküste oder den überlaufenen Stränden Andalusiens, mit über 60 Naturschutzgebieten und einer riesigen Seenlandschaft aufwartet. Tipp: Nationalpark Monfragüe.

Wer eher auf Bewegung und/oder Kultur steht, für den hält Kastilien-La Mancha gleich mehrere prächtige Wanderstraßen bereit, z.B. die Route der Burgen oder die Route von Don Quijote. Letztere führt entlang der Spuren des berühmten Helden, vorbei an Windmühlen und den schönen Lagunen von Ruidera, mit ihren glitzernden Gewässern und ihrer besonderen Vegetation auch bekannt als Oase von La Mancha. Tipp: Wanderung im Feuchtgebiet des Nationalparks Tablas de Daimel. Unbedingt den berühmten Manchego-Käse und den vorzüglichen Wein aus der Region kosten! Wer Wein liebt, sollte natürlich auch La Rioja nicht auslassen. Am besten mit einer Paddeltour auf dem Ebro verbinden!

Ostspanien: Traumstrände, edle Weine und mehr als Meer

Barcelona!, schießt es gleich den meisten durch den Kopf. Auch der 200 km lange Strand von Alicante hat die Ostküste berühmt gemacht. Ganz klar: Wer hier herkommt, sucht Meerurlaub. Sie möchten in Spanien Strandurlaub mit Kindern machen? Dann bietet sich das Mar Menor in Murcia an, der südlichsten der drei an der Ostküste gelegenen Provinzen. Das Binnengewässer, das vor allem durch seinen hohen Salzgehalt von 50 % bekannt ist, ist ruhig, ohne gefährliche Strömungen und an seiner tiefsten Stelle gerade mal sieben Meter tief.

Spaniens Gebirgszüge erstrecken sich bis in den Westen der drei Provinzen Katalonien, Valencia und Murcia. Wahre Wanderparadiese finden sich auch hier: Etwa im Nationalpark Aigüestortes in Katalonien, dessen Gebiet von der Gletscherschmelze im Quartär geformt wurde und wo unzählige Seen anmutig glitzern oder kleine Bäche durch die von schroffen Berghängen und steilen Talkesseln geprägte Landschaft plätschern. Reisende, die sich z.B. auf den Weg ins Ebro-Delta südlich von Barcelona machen, um aus nächster Nähe Flamingos, Kormorane und Reiher zu beobachten, sollte einen kulinarischen Stopp im Priorato machen und den köstlichen Rebensaft in Spaniens bedeutendstem Weinbaugebiet probieren. Geheimtipp: In fantastische Welten führt die Grotte in der Salzwand von Cardona, Katalonien. Ihrer gibt es weltweit nur drei: eine einzigartige Gelegenheit, mächtige Salzadern und riesige Salzkristalle zu bewundern.

 

Südspanien: strahlende Sonne, Dünen und leuchtend gelbe Zitronenhaine

Wer Andalusien hört, denkt an herrlich hellbeige Sandstrände, Sonne das ganze Jahr über und die berühmten Weißen Dörfer Andalusiens, so benannt nach den kalkbedeckten Wänden ihrer Häuser. Bekannt ist auch die Costa de La Luz, die „Küste des Lichts“, die ihren Namen wohl der strahlenden andalusischen Sonne verdankt. Ein wahres Kleinod an dieser südlichen Küste sind Strände von Huelva, wo Sportfans, Entspannungsurlauber und Naturliebhaber gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Hier lädt der einzigartige Parque Coto de Doñana zu ausgedehnten Spaziergängen durch mediterrane Pinienhaine, Marsche, Lagunen und Dünen ein, die zu den größten Europas zählen. Geübte Fährtenleser erspähen hier vielleicht die Spur des iberischen Luchses.

Zu Pferd durch touristisch völlig unberührte Landstriche zu reiten, ist eine der schönsten Arten, die südspanische Provinz kennenzulernen. Wunderschöne Reitwege führen durch Oliven- und Zitronenhaine sowie typische Korkeichenwälder – oder in der orangeroten Abendsonne entlang weiter, von sanften Wellen berührter Sandstrände. Am besten schmeckt der Landurlaub natürlich beim Genuss andalusischer Köstlichkeiten. Wem läuft nicht das Wasser im Mund zusammen beim Gedanken an leuchtende Zitrusfrüchte, saftige Rosinen und samtig-goldgelbes Olivenöl?

Der besondere Reisetipp

Wandern und Rad fahren entspannt und erfrischt nicht nur, sondern ist auch eine äußerst ökologische Form, ein Reiseland zu erkunden. In fast allen Regionen Spaniens finden sich sogenannte Grüne Wege, die entlang ehemaliger Eisenbahnschienen verlaufen – eine originelle Art, Natur und spanisches Kulturerbe zu erkunden. Die Routen sind verkehrsfrei und sollen laut offizieller Seite auch für Kinder, ältere Reisende oder weniger Sportliche geeignet sein. Auf welcher der Routen es sich gut radeln lässt, empfiehlt am besten der eigene Reiseführer. Infos unter: www.viasverdes.com 



Text:Elena Rupp, Fotos:Turespaña

Artikel-Info
Land Spanien
Gebiet Festland
Kontinent Europa
Thema Länderspecial Spanien
Autor Elena Rupp