Inselhopping Liparische Inseln
Ein perfekter Urlaub
Es war ein perfekter August und wir waren bereits eine Woche auf Erkundungstour im Südwesten Italiens - Kalabrien. In der zweiten Woche wollten wir aufs Meer und auf den Vulkan.
Als wir in den Hafen von Vibo Marina kamen, spürten wir schon von weitem die Magie des alten Windjammers, der vor uns hoch aufragte und in seinen massiven Rumpf ganz sicher spannende Seemannsgeschichten bewahrt. Der Frachtensegler lief 1921 vom Stapel und das macht ihn so besonders. Ein freudiger Schauer lief uns den Rücken herunter bei dem Gedanken, jetzt eine Woche auf das azurblaue Thyrrenische Meer zu fahren und unter weißen Segeln das Leben zu genießen, Vulkane zu besteigen, im Vollmondlicht bei Wein und Gitarrenmusik mit Freunden über Gott und die Welt zu plaudern.
Kapitän Ron ist Engländer, seine Frau Christel Deutsche, Ronny ihr Sohn ist auf dem Schiff aufgewachsen, Nicole kommt aus Kanada. Christel hat jeden Tag für uns Essen zu bereitet, mal italienisch, mal deutsch. Es war immer ein Genuss. Die anderen hatten das Schiff voll im Griff und wenn wir Gäste wollten, oder manchmal auch situativ mussten, legten wir mit Hand an. Wir waren alle ungefähr im gleichen Alter und wir verstanden uns richtig gut. Am ersten Abend machten wir uns also vertraut mit unseren neuen Weggefährten, dem Schiff und unserer Reiseroute. Alle waren gespannt auf die nächsten Tage. Bei 30 °C und Sonne pur setzten wir am nächsten Tag die Segel.
Lipari
war die schönste der Inseln, wie ich im Nachhinein sagen kann. Das Leben ist italienisch, sehr ursprünglich und es machte ein besonderes Vergnügen am Hafen im Ristorante eine Pizza Italiano zu bestellen und einfach nur den schönen Liparis bei ihrem täglich Tun zu zu sehen.
Isola Vulkano
Hier bestiegen wir unseren ersten Vulkan. Ein sportlicher Aufstieg, aber für jedermann zu schaffen. Vulkano ist nicht mehr aktiv, aber der imposante Blick in den Krater ist farbenprächtig und spannend zu gleich. Überall dampften Schwefelwolken aus dem Lavagestein und gelbe Kristalle formierten sich an den Austrittslöchern. Die Fernsicht vom Kraterrand ist grandios. Man kann die anderen Liparischen Inseln überblicken und unser riesiges Segelschiff erschien wie ein Miniaturmodell.
Vulkantrekking auf Stromboli
Wir konnten in die Feuerschlunde sehen
Stromboli
Am nächsten Tag näherten wir uns dem Höhepunkt unserer Reise - der Insel Stromboli mit dem gleichnamigen aktiven Vulkan. Wir sahen ihn schon lange am Horizont. Die weißen Rauchschwaden, die aus seinem Kegel stiegen übten eine magische Anziehungskraft auf uns aus. Naturgewalten erwarteten uns und wir ahnten nicht, dass wir so nah dran sein werden. Wir ankerten am Abend im Schutze einer vorgelagerten Insel, so hatten wir den Vulkan die ganze Nacht im Blick. Wir saßen beieinander es gab Wein, Rauch, Geschichten und Lieder. Es ging ein lauer Sommerwind, der Himmel war sternenklar und der Vollmond machte das Schauspiel perfekt, wenn halbstündlich ein Feuerwerk aus dem Kraterschlund empor schoss. Die Entfernung war groß, aber wir fühlten uns mittendrin. Wir saßen noch ewig in dieser Kulisse an Deck und gingen irgendwann mit Vorfreude in unsere Kojen. Morgens galt der erste Blick unserem Star - dem Stromboli, den wir am Abend besteigen werden. Nach dem Frühstück gab uns die Crew Infos für den Tag und für unsere kleine Tourausrüstung. Wir fuhren mit dem Segelschiff nah an den Hafen von San Vincenco und Ronny setzte uns mit dem Schlauchboot über. Gegen 17.30 Uhr trafen wir uns an der Guidestation MAGMATREK wieder. Um 18 Uhr ging es dann los.
Aufstieg zum Vulkan
Unser Guide war Lorenzo Russo - eigentlich promovierter Biologe aus Mailand stammend, aber seit vielen Jahren auf der Insel, die er inzwischen wie seine Westentasche kennt. Es begann ganz harmlos, dann stieg der Pfad an und wurde unwegig, ab und zu kam bereits die eine oder andere helfende Hand entgegen, später ging es teilweise nur auf "allen Vieren" weiter. Höher, immer höher stiegen wir, der Ausblick war beeindruckend. Wir sahen seitlich die Aschebahn, die tief bis ins Meer hinunter lief. Unten im Meer vor der Insel lagen ca. 20 Schiffe unterschiedlicher Art und Größe - sie waren für uns nur Punkte. Wir sahen die kleinen Blitzlichter von Fotokameras. Es wurde immer dunkler.
Ankunft am Kraterrand
Nach 2,5 Stunden erreichten wir den ersten Haltepunkt. Alle waren geschwitzt. Wir hatten auf Anraten Wechselsachen dabei. Ohne Sonne war es kühl und in dieser Höhe ging ein frischer Wind. Mit Taschenlampen suchten wir uns auf einem kleinen schmalen Plateau einen Platz zum Sitzen. Es war dunkle Nacht, alle murmelten in ihrer Sprache, die Lichter der Lampen zeigten noch Bewegungen. Keiner von uns wusste, was jetzt kommt, wir konnten nichts sehen.
Atemberaubendes Feuerwerk
Wir saßen, ruhten etwas aus und waren gespannt. Plötzlich gab es eine ohrenbetäubende Eruption ganz nah vor uns und ein kleines Feuerwerk erhellte die Nacht. Wir waren sprachlos! Da waren sie also - die Feuerschlunde, vor und etwas über uns in der Dunkelheit. Es war wirklich aufregend. Während wir noch völlig gebannt saßen und unseren ersten "Vulkanausbruch" bewunderten, ging der Trek langsam weiter, noch höher, einen ziemlich steilen frei liegenden Weg, bei nur punktueller Sicht durch Taschenlampen. Wir schlossen uns an und gingen bis auf 920 m Höhe. Nach insgesamt 3 Stunden Aufstieg war das Ziel erreicht. Ein Plateau über den Kratern. Von hier aus konnte man direkt in die rot-gelb glühende und dickflüssig brodelnde Lava hinuntersehen. Es war urgewaltig! Halbstündlich gab es neue Eruptionen, wir verfolgten, wie sich jeweils danach alles entspannte und sich langsam der Druck wieder aufbaute. Alle versuchten im richtigen Moment auf den Auslöser ihrer Kamera zu drücken. Es war nicht so einfach, was Zeitpunkt und Belichtung betrifft. Wir blieben ca. 1 Stunde und hatten 3 mal Feuerwerk aus zwei Kratern.
Dann mussten wir den Rückweg antreten.
Der steile und staubige aber sanfte Abstieg über die nördliche Aschebahn dauerte 2 Stunden. Das Erlebte wirkte nach. Im Hafen wartete Capitain Ronny.
Er holte uns mit dem Dingi zurück aufs Schiff.
Text und Fotos: Karola Stahlberg