El Hierro

Die Öko-Insel der Kanaren

El Hierro - die grünste Insel der Welt

Ein Geheimtipp für Individualtouristen

El Hierro wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt. Sie ist mit 278 km die kleinste und südlichste Erhebung des Kanarischen Archipels und ein Geheimtipp für Individualisten. Hierro war immer schon die Insel, die am wenigsten dem Stereotyp der Kanaren entsprach. Sie ist die Ursprünglichste. El Tranquillo - "Die Ruhige", nennt man sie auch. Vielleicht liegt hierin die Kraft dafür, einen klügeren Weg zu gehen, als alle anderen Kanarischen Inseln. Die Herrenos leben und arbeiten im Einklang mit der Natur. In Cooperativen organisiert bilden Viehwirtschaft, Landwirtschaft und Fischfang in erster Linie die Versorgungsgrundlage der eigenen Bevölkerung. Seit 1997 wird hier beharrlich ein einzigartiges Umweltprojekt vorangetrieben, das in Kürze seinen Höhepunkt erreicht. 

Das Projekt „El Hierro, 100% renovable“
hat bereits international für Schlagzeilen gesorgt. Denn im Sommer diesen Jahres wird El Hierro als erste Insel der Welt ihren Energiebedarf zu 100% aus natürlichen Quellen decken. 5 Windräder produzieren den Strom, um Meerwasser über 3 km lange Rohre steile Hänge hinauf zu pumpen. Das Reservat des Pumpspeicherwerkes ist ein riesiger präparierter Vulkankrater. Beim Ablassen des Wassers durch die Pipelines abwärts ins Tal werden Turbinen angetrieben, die soviel Strom erzeugen, dass der größte Teil des Energiebedarfs der 11.000 Inselbewohner gedeckt werden kann. Der weitere Ausbau von Photovoltaik- und Biogasanlagen soll es ermöglichen das Dieselkraftwerk, das die Insel bisher versorgt, ab zu schalten. Die Regierung verfolgt damit das ehrgeizige Ziel die grünste Insel der Welt zu werden. Bald sollen ausschließlich Elektroautos über die Insel fahren.

Nachhaltiger Tourismus

Die Inselregierung setzt auch im Tourismus auf Nachhaltigkeit

Statt Hochhäuser zu errichten, wurden in den letzten Jahren viele der traditionellen kanarischen Häuser für den Fremdenverkehr restauriert. So übernachtet man in ruhigen, freundlichen kleinen Hotels und Pensionen oder versorgt sich selbst und bucht ein Ferienhaus. Ein besonderes Quartier bietet die Finca La Paz im Dorf Guarazoca. Hier wohnt man in Onkel Tom´s Hütte. Das kleine romantische Holzhaus für 2 Personen kostet 35 EUR pro Nacht. Gäste können sich bei den deutschen Besitzern mit Bioprodukten wie Obst, Gemüse, Ziegenkäse, Marmeladen, Eier und Wein aus eigener Erzeugung versorgen. Ebenfalls von besonderer Art ist das Hotel Punta Grande an der Nordwestküste. Es führte nicht nur lange Zeit im Guinessbuch der Rekorde die Liste "kleinstes Hotel der Welt" an, sondern ist zudem ein Schlafplatz für Wagemutige. Auf einer schmalen Landzunge aus schroffen Felsen mitten im Meer gelegen, schläft man umgeben vom tosenden Atlantik. Bei starkem Wind schlagen die Wellen manchmal bis an die morbiden Hauswände. Wer auf Nummer „Sicher“ gehen möchte, der checkt im Hotel Parador ein und lässt sich nach 4 Sterne Manier verwöhnen.

Essen und Trinken
Es gibt nur wenige touristische Restaurants. Man isst wie die Einheimischen in kleinen Lokalen, die einfache, immer frische und authentische Gerichte anbieten. So zum Beispiel "Tollos de Pescado“ ein schmackhaftes Gericht aus Trockenfisch oder "Sancocho“ ein Eintopf von  Bohnen und Schweinefleisch. Eine Spezialität der Insel sind "Quesadillas“ - kleine herzhafte Käsekuchen aus einheimischen Zutaten. Zu „Chivo“ Kaninchen oder Ziegenfleisch passen "Papas arrugadas“ Runzelkartoffeln mit den typischen spanischen Mojo Soßen. „rojo“ mit Paprika und „verde“ mit frischem Koriander. Dazu trinkt man einen echten El Hierro.

Wassersport
Die geografischen Merkmale des Meeresbodens und das glasklare Wasser machen El Hierro zum besten Tauchrevier der Kanaren. Insider sprechen von mehr als zwanzig hervorragenden Spots. Es gibt 12 Divingcenter auf der Insel. Wer garantiert sicher und ohne Sprachbarriere tauchen, oder es erlernen möchte, bucht beim deutschen Anbieter Fan Diving Hierro im quirligen Fischerort La Restinga. Es ist der Hauptort für die Taucherszene und Austragungsort für den jährlichen internationalen Wettbewerb für Unterwasserfotografie Open Foto Sub. Die Surfer treffen sich in der Bucht von Timijiraque. Ein großer Sandstrand und optimale Windverhältnisse bieten beste Bedingungen für Sail & Fun.

Wandern
Das Wegenetz, das von der Regierung wieder instand gesetzt und neu beschildert wurde, besteht größtenteils aus alten traditionellen Verbindungen zwischen den Ortschaften. Typisch sind gepflasterte Pfade, die von Trockenmauern begrenzt sind. Zu Fuß lässt sich die kontrastreiche unberührte Natur zwischen subtropischer Farbenpracht und vulkanischen Berglandschaften am besten erkunden. Nicht versäumen sollte man z.B. die urwüchsigen Wacholderwälder von El Sabinar. Die Nordostwinde haben die Bäume über Jahrhunderte bizarr gekrümmt und verformt, so dass der Wald wie verwunschen erscheint und eine sonderbare Ausstrahlung von ihm ausgeht. Ambitionierten Höhlenforschern sei eine Expedition auf eigene Faust empfohlen. Die Cueva del Diabolo im Dorf Tacoròn. Man sagt die Tour hält eine Überraschung bereit. Aber auch reizvolle Orte wie Valverde die Inselhauptstadt und El Pinar mit seinen Kunstwerkstätten oder das nur im Sommer bewohnte Pozo de las Calcosas sind lohnenswerte Ziele. Als malerisch schön gilt Sabinosa, das seine Besucher beim Bummeln durch die beschaulichen Gassen zur Weinprobe in dem einen oder anderen kleinen Weinkeller verführt.

Nicht versäumen
Mindestens einmal sollte man zum Abend auf den Leuchtturm Faro de Orchilla steigen. Die Stimmung ist besonders wenn die Sonne im Atlantik versinkt und das Leuchtfeuer den Schiffen meldet vom südlichsten Zipfel Europas. Hier wo einst der Nullmeridian von Ferro das Ende der alten Welt markierte.

Fotos und Text: Karola Stahlberg

Artikel-Info
Land Spanien
Gebiet Kanaren
Kontinent Europa
Thema Nachhaltiger Tourismus
Autor Karola Stahlberg