Brasilien-Urlaub am Strand von Bahia

Interview mit Auswanderer und Unternehmer Ulli

Hallo Ulli, die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien steht vor der Tür – und die deutsche Nationalmannschaft bezieht ihr Quartier direkt bei Euch um die Ecke! Wie sehr bist Du schon im Fußballfieber?

Eigentlich kann man meine Frau und mich ja nicht wirklich als fußballbegeistert bezeichnen. Natürlich interessieren wir uns während der großen Events auch dafür, zumindest am Rande. Aber mit der WM 2014 ist natürlich alles ganz anders! Wann darf man je erleben, dass eine der favorisierten Mannschaften in unmittelbarer Nähe wohnen wird? Den ersten Gerüchten folgte langes Daumendrücken und tatsächlich packte auch uns das Fieber. Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bunds, die deutsche Nationalmannschaft in unserem beschaulichen Dörfchen unterzubringen, löste dementsprechend Jubel im ganzen Ort aus. Dass die Schweizer Nationalmannschaft nur fünf Kilometer weiter ihr Lager aufschlägt, macht das Ganze natürlich noch unglaublicher.

Als neugebackene Fußballfans stehen wir aber vor einer schwierigen Frage: Wem sollen wir zujubeln? Den Brasilianern, die uns an diesem schönen Flecken Erde so herzlich aufgenommen haben? Den Deutschen, unseren ebenso herzlich willkommenen Gästen? Als Schweizer sollte ich natürlich die Schweizer nicht vergessen. Wir freuen uns auf alle Fälle auf eine riesige Party!

Wie nah ist denn das Quartier des deutschen Teams genau?

Die deutsche Nationalmannschaft wird im Campo Bahia Quartier beziehen, ca. 500 Meter südlich von unserem kleinen Paradies hier. Die Trainingsplätze liegen ca. 500 Meter nördlich vom VillageMataEncantada. Wir können also theoretisch jeden Morgen Spalier stehen.

Hast Du im Vorfeld schon ein paar Prominente sehen können?

Der DFB und die FIFA besuchen uns seit dem letzten Oktober in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. In einem kleinen Dorf wie unserem ist es fast unvermeidlich, den VIPs nahe zu kommen. Aber eine Caipirinha mit Oliver Bierhoff habe ich noch nicht trinken können (lacht).

Welche Auswirkungen hat der WM-Rummel auf Eure täglichen Aufgaben? Wird es beispielsweise erhöhte Sicherheitsvorkehrungen geben?

Es gibt aktuell viele Arbeitsgruppen, die schwer daran arbeiten, dass die WM 2014 bei den Gästen in guter Erinnerung bleiben wird. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich zum Beispiel ausschließlich mit Sicherheitsfragen. Unser Dörfchen hat zwar keine nennenswerten Sicherheitsprobleme, aber wenn da plötzlich eine große Anzahl Prominenter zu Gast sind, müssen natürlich Vorkehrungen getroffen werden. Es wird beispielsweise extra eine Feuerwache in Santa Cruz Cabrália eingerichtet. Eine andere Gruppe, an der auch wir uns beteiligen, beschäftigt sich mit Tourismusfragen. Dazu gehören unter anderem mehrsprachige Wegweiser, Weiterbildungsprogramme für Angestellte im Tourismus-Umfeld und Sprachkurse. Es gibt weitere Gruppen für kulturelle Aspekte, für Gesundheitsfragen und ähnliches. In unserem Dorf werden in Hinsicht auf die WM konkrete Projekte für die Verbesserung der Infrastruktur sowie Ausbildungsprojekte implementiert.

Auf was freust Du Dich während der WM besonders?

Fußball ist in Brasilien weit mehr als nur ein Sport, es ist ein Lebensgefühl. Deshalb kann man hier nicht einfach von „Fußballbegeisterung“ sprechen, es ist ein wirkliches „Fußballfieber“. Die Brasilianer, als ohnehin schon außerordentlich fröhliches Volk, werden Brasilien während der WM in eine einzige, riesige Party verwandeln. Interessanterweise ist es dabei noch nicht einmal unbedingt notwendig, dass Brasilien als Weltmeister hervorgeht, es geht um den Fußball an und für sich.

Unser Lebenstraum ist verwirklicht

Kommen wir mal zu Dir persönlich: Wann und warum hat es Dich nach Brasilien gezogen?

Meine Frau und ich verbrachten vor 12 Jahren unsere Ferien in Santo André. Das Dörfchen hat uns mit seiner Freundlichkeit und seinem Charme sofort in seinen Bann gezogen. Es ist ein kleines Paradies hier, fernab von Hektik und Stress, mit liebenswerten Menschen und einer unvergleichlichen Natur. Die Ferien wurden mitunter sehr teuer, da wir in deren Verlauf unser Strandgrundstück mit 15000 Quadratmeter gekauft haben. Gut, zugegebenermaßen hatten wir uns schon vorher Gedanken gemacht, auszuwandern. Die Frage lautete aber immer: wohin? Nachdem wir dieses kleine Paradies gefunden haben, war diese Frage beantwortet.

Die Vorbereitungen für die Auswanderung nahmen fünf Jahre in Anspruch. In dieser Zeit regelten wir die Verhältnisse in der Schweiz und, weitaus wichtiger, bauten eine Basis für unsere Existenz in Brasilien auf. Im September 2007 packten wir dann zum letzten Mal unsere Koffer in der Schweiz und wagten das Abenteuer.

Und wie kam es zur Eröffnung Eures Resorts?

Obwohl das Leben in Brasilien günstiger ist als in Europa, muss man von irgendetwas leben. Meine Frau als Flugbegleiterin hatte hier in Bahia wenige Chancen, ihrem Beruf nachzugehen. Meine Fähigkeiten als IT-Spezialist und Fluglehrer sind auch eher nicht gefragt. Also wagten wir etwas ganz Neues und beschäftigten uns mit der Möglichkeit, Ferienhäuser anzubieten (das Grundstück hatten wir ja schon). Aus einem Haus wurden vier, danach kamen noch zwei Baumhäuser dazu, dann die Infrastruktur wie beispielsweise Schwimmbad und Caféteria – und bevor man sich versieht hat man ein Resort... (lacht)

Wie kamt Ihr auf die Idee, die Anlage mitten in den Urwald einzubetten?

Das Schönste an der Natur ist die Natur. Jedoch sieht man das womöglich eher, wenn man vorher in einem urbanen Umfeld gelebt hat. Unsere Anlage liegt in einer APA, einem regionalen Naturschutzgebiet. Da gibt es natürlich bereits eine Unzahl von Vorschriften. Wir haben aber uns selber noch viel strengere Kriterien auferlegt. So haben wir beispielsweise für den Bau der Häuser keine einzigen Baum gefällt, sondern die Lage der Häuser den natürlichen Gegebenheiten angepasst. Kein Lastwagen konnte zu den Baustellen fahren, das gesamte Baumaterial wurde mit Handkarren durch den Wald transportiert. Dadurch ist es uns gelungen, ein Stück unvergleichliche Natur für unsere Gäste zu bewahren. Der Aufenthalt in unserer Anlage soll unvergesslich bleiben.

Was darf ein Gast erwarten?

Leben im Einklang mit der Natur, insbesondere natürlich in unseren Baumhäusern. Trotzdem müssen unsere Gäste auf keinerlei Komfort verzichten. Die Ferienhäuser werden ähnlich einem Hotel geführt, das bedeutet alle Häuser werden täglich komplett gereinigt. Die Caféteria auf dem Gelände bietet auf Wunsch Frühstück an. Nachmittags kann man Kaffee und Kuchen mit Aussicht auf den Atlantik genießen. Der Gast entscheidet selber, ob er im Meer oder im Pool baden möchte. MataEncantada ist familienfreundlich: Es gibt einen Kinderpool und Kinderspielplätze. Mit unseren Fahrrädern kann man die Umgebung erkunden. Aber immer noch das Wichtigste: Ruhe und Erholung am einsamen Strand.

Also seid ihr auch ein geeignetes Ziel für Familien mit kleinen Kindern?

Kinder sind bei uns jederzeit herzlich willkommen. Wir lieben Kinder und sie fühlen sich bei uns immer wohl.

Gibt es etwas, das Gäste im Vorfeld unbedingt wissen sollten?

Unsere Gäste werden bei uns in erster Linie Ruhe und Entspannung finden. Die nächste Partymeile ist mehr als 30 Kilomenter entfernt, unser Resort ist also weniger für Gäste geeignet, die Ballermann-Feeling suchen. Wer die Gegend erkunden will, kann das mit unseren gratis zur Verfügung gestellten Fahrrädern tun, oder aber ein Auto mieten. Für die Automiete ist ein internationaler Führerschein von Vorteil. Die Landeswährung ist Real, Mehrzahl Reais. In der Regel macht es keinen Sinn, bereits in Europa Reais zu kaufen; der Wechselkurs ist in der Regel sehr ungünstig. Besser ist es, zum Beispiel bei den Wechselstuben auf den Flughäfen Euro oder Dollar in Reais zu tauschen oder mit der EC-Karte bei Geldautomaten zu beziehen. Viele Läden und Restaurants akzeptieren heute auch Master- und Visa-Kreditkarten. Für die medizinische Grundversorgung, inklusive Zahnarzt, ist gesorgt. Impfungen werden nicht benötigt.

Die Stromversorgung im Village ist 220V, die 2-poligen Euro-Stecker können verwendet werden. Für 3-polige Schuko-Stecker muss ein Adapter verwendet werden. Mobil-Telefone europäischer Anbieter können problemlos verwendet werden, allerdings sollten sich Gäste vorher über Roaming-Gebühren informieren, diese können sehr hoch sein. Auf dem ganzen Gelände des Village Mata Encantada steht unseren Gästen ein kostenloses WLAN zur Verfügung.

 

Was ist für Dich persönlich das Schönste, was man bei Euch erleben kann?

Sonnenaufgänge aus dem Bilderbuch. Vollmond-Nächte am Meer. Aber das Schönste, was ich bis heute erlebt habe, waren frisch geschlüpfte Meeresschildkröten, die dem Wasser entgegen krabbelten. Gibt es selten, aber mit ein bisschen Glück...

Die Natur steht bei Euch im Mittelpunkt. Was macht Ihr konkret, um Euer kleines Paradies noch möglichst lange zu erhalten?

Es sind die kleinen Dinge, die man hier bewegen kann. Im MataEncantada trennen wir beispielsweise Grünabfälle, um sie zu kompostieren. Die Wasseraufbereitung erfolgt ohne Chemie mit Aktivkohle-Filtern und Ultraviolett-Bestrahlung. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt über Solarpanels. Die komplette Elektroinstallation von VillageMataEncantada wird durch ein Gebäudeleitsystem gesteuert, um den Stromverbrauch zu minimieren. Wir steuern die Beleuchtung, die Wasserversorgung, die Steuerung der Schwimmbadtechnik, die Klimaanlagen sowie die Gartenbewässerung mit intelligenter Technik.

Zum Abschluss wieder zurück zum Fußball: Wer wird Weltmeister und was können „Deine“ Schweizer erreichen?

Das wäre dann wohl meine Joker-Frage. Keine Ahnung... Natürlich würden wir uns über einen Sieg von Deutschland oder Brasilien am meisten freuen. Oder aber die Schweiz, wobei das wohl eher unwahrscheinlich ist. Die Leistungen bei den letzten Meisterschaften haben aber gezeigt, dass die Schweizer nicht zu unterschätzen sind. Im Juli wissen wir mehr...

Vielen Dank für das nette Gespräch.

 

Das Interview führte Simon Grünke.

 

Artikel-Info
Land Brasilien
Gebiet Bahia
Kontinent Südamerika
Thema Interview Urlaubsanbieter
Autor Simon Grünke