Autoreise ans Nordkap - 9 Tage 9 Länder

Deutschland > Polen > Litauen > Lettland > Estland > Finnland > Norwegen > Schweden > Dänemark

Unser Community-Mitglied Steven entdeckte zusammen mit drei Freunden die Faszination des Nordkaps und erlebte auf dem Weg dorthin ungeahnte Naturspektakel

Angefangen hat alles mit einer beeindruckenden TV-Reportage über die Nordlichter Finnlands. Schnell war den vier Freunden klar – das müssen sie selbst einmal erlebt haben. Der Plan für eine Nordkap-Tour wurde besiegelt. Die Reisetruppe fand sich zusammen und auch ein VW - Bus, der perfekt geeignet war für diesen Trip, war verfügbar. Alle hatten nur wenig Zeit - neun Tage maximal. Wie die Strecke in der kurzen Zeit bewältigen? Es galt die Menpower zu planen. Okay: zwei fahren, zwei schlafen. Auf geht´s!

9 Tage  - 9 Länder
Deutschland-Polen-Litauen-Lettland-Estland-Finnland-Norwegen-Schweden-Dänemark

Deutschland - Polen - Litauen - Lettland
Tourstart zu viert im VW-Bus. Von Potsdam aus über das polnische Warschau ging es innerhalb von 14 Stunden und knapp 1.200 km über Litauen ins  „Herz des Baltikums“, nach Riga. In der lettischen Hauptstadt erfolgte der erste Stopp in einem Hostel. Beeindruckend waren die historischen Gemäuer der Altstadt Rigas, die einst als deutscher Bischofssitz gegründet wurde. Im Taxi ging es Richtung Innenstadt im schönen Jugendstil, die sowohl zu Fuß als auch wasserseitig mit einem Schiffchen auf dem Rigaer Kanal erkundet werden kann. Als Geheimtipp für eine Verschnaufpause ergab sich die Cafeteria der juristischen Fakultät der Universität.

Estland
Es ging weiter in die estnische Hauptstadt Tallinn. Gut untergekommen sind die vier Reisefreunde hier - wie bereits in Riga erprobt - in einem Hostel. Nach einem kurzen Zwischenstopp machten sie sich auf an den Hafen, um die Fähre für den nächsten Morgen Richtung Helsinki zu buchen. Der Preis für eine Überfahrt liegt hier zur Zeit bei ca. 110-140 € (Viking Line) für ein Fahrzeug (z.B. VW Transporter) und vier Erwachsene. Mit den Tickets in der Tasche ging es auf eine kleine Erkundungstour in die Stadt. Sehr empfehlenswert ist die“ Linnahall“, ein pompöser olympischer Mehrzweckbau aus dem Jahr 1980, der heute ungenutzt ist.  Wer in Tallinn das nächtliche Stadttreiben erleben möchte, dem sei die Altstadt ansa Herz gelegt. Von Bars über urige Clubs im Studentenviertel bis hin zum hochpreisigen Vergnügungsviertel ist für jeden Nachtschwärmer etwas dabei. 

Finnland
Früh am Morgen ging die Reise alsbald weiter mit der Fähre nach Helsinki. In der finnischen Hauptstadt angekommen, machte sich die Truppe per pedes auf eine kurze Stippvisite in die trubelige  und geschäftige Innenstadt. Knapp eine halbe Million Einwohner fasst die finnische Hauptstadt und besticht vor allem durch ihre neoklassizistischen Regierungsgebäude rund um den Senatsplatz.
Mit dem Auto ging es nach diesem kurzen Zwischenstopp weiter in den Norden Finnlands. Auf halbem Wege zwischen Helsinki und Rovaniemi, dem „Santa-Clause-Village“, wurde das Nachtlager in der Nähe der Stadt Pudajärvi aufgeschlagen. Inmitten eines verschneiten Waldes fanden die vier Weltenbummler ihre Unterkunft in einer idyllisch-abgeschiedenen Hütte. Um den Abend gebührend ausklingen zu lassen, ging es in voller Montur zu einer nahegelegenen Wanderhütte, wo ein Lagerfeuer die kristallklare Luft ein wenig erwärmte. Am nächsten Morgen wurde ausgeruht und actionslustig die mitgebrachten Ski angelegt und an das Auto gebunden. Ab ging die Fahrt durch den Schnee – nichts für schwache Nerven!  

Das Tagesziel nach ca. 150 km war Rovaniemi. Mit ihrem Tagesziel erreichten sie somit auch den Nordpolarkreis und eine urige Finnhütte als ihr Nachtquartier. Ein nahegelegener und zugefrorener See diente den Globetrottern als Schauplatz für eine erste unerwartete Nordlichtbeobachtung.

Mit diesen vorabendlichen Eindrücken ging es am nächsten Morgen mit dem Motorschlitten über den zugefrorenen Fluss Kemjoki durch die finnischen Weiten. Für drei Stunden mit dem Motorschlitten sollte man in etwa 100-150 Euro einplanen. Bei hohen Geschwindigkeiten, die hier durchaus nicht unüblich sind, können Fahrer und Motorschlitten schnell ein paar Kratzer abbekommen. Wer das beachtet, der darf sich später an ein unvergessliches Actionerlebnis erinnern.  Im Anschluss ging die Fahrt weiter zum eigentlichen Ziel des Trips, dem Nordkap.

Norwegen
Im unweit entfernten Skarsvag angekommen, wurde das Nachtlager ganz unkompliziert im Auto aufgeschlagen. Den Vieren bot sich hier ein Naturschauspiel erster Güte, als am Firmament die Himmelskerzen der Aurora borealis (Polarlichter) in mannigfaltiger Farbpracht tänzelten. Früh am nächsten Morgen konnten Besucher aufgrund des eisigen Wetters nur im Gefolge eines Räumfahrzeugs bis zur Nordkapplattform gelangen. Doch die winterlichen Mühen zahlten sich aus. Mit ein wenig Glück hat man hier zu früher Stunde die Ausstellung im Nordkap-Museum samt Info-Kino fast für sich allein. Und die obligatorische Postkarte an die Lieben daheim mit dem Poststempel des Nordkaps darf natürlich auch nicht vergessen werden. Vollgesogen mit diesen atemberaubenden Eindrücken traten die Vier den langen Heimweg Richtung Potsdam an. Allerdings gestaltete sich dieses Vorhaben gen Süden ein wenig schwierig. Wegen eines Orkans wurde für die Strecke der ersten 100 km knapp 9 Stunden benötigt. Wer also eine ähnliche Tour für das Winterhalbjahr plant, sollte ein wenig mehr Reisezeit aufgrund von eventuellen Wetterextremen einplanen.

Schweden
Danach verlief die Fahrt weitgehend hindernisfrei. Vorbei an Töre am bottnischen Meerbusen ging es die faszinierend-zerklüftete Küste Schwedens entlang gen Stockholm. In Skandinavien ist es für Mitglieder des schwedischen oder norwegischen Wandervereins (DNT bzw. STF) möglich, freie Wanderhütten für eine oder mehrere Nächte als Unterkunft zu beziehen, sofern diese nicht besetzt sind. Dies kann ohne Anmeldung und unter Einhaltung von ein paar wenigen Hüttenregeln erfolgen. In Stockholm angekommen, hatten die vier Travel-Friends nur eine halbe Nacht, die Stadt zu erkunden. Doch auch diese wenigen Stunden genügten, um einen bleibenden Eindruck zu bekommen vom königlichen Schloss, der Altstadt (gamla staden) und den nächtlichen Lichterimpressionen der schwedischen Hauptstadt. Wer auf eine alternative Hotelvariante wert legt, dem sei das Hostelschiff Af Chapman empfohlen. Für alle war klar – hierher kommen sie noch einmal und dann bei Tageslicht.

Dänemark - Deutschland
Anschließend ging es ohne Umweg über die Öresundbrücke von Malmö nach Kopenhagen weiter bis nach Potsdam. Alles in allem wurde innerhalb von neun Tagen rund 6.000 km Wegstrecke gefahren, wobei der Rückweg vom Nordkap nach Potsdam mit 2.800 km  weitestgehend durchgängig bestritten wurde.

Auf zum Nordkap, denn der Weg ist das Ziel!