Eine Berlinerin veranstaltet Botswana Safaris

Interview mit Steffi Presske

Hallo Steffi, was führt eine waschechte Berlinerin ins exotische Botswana?

Vor über 20 Jahren bin ich zum ersten Mal als Besucherin nach Ostafrika gekommen und habe mich sofort in diesen unberührten und abenteuerlichen Kontinent verliebt. Das Afrika-Fieber hatte mich vollends gepackt und ich bin nur kurze Zeit später zurückgekehrt, um in Kenia eine Stelle als Tauchlehrerin anzutreten. Meine Arbeit brachte mich dann in den folgenden Jahren quer über den Erdball: auf die Malediven, Costa Rica und die Cayman Islands. 2003, nach einer 18-monatigen Weltreise, zog es mich dann nach England und ich begann dort meine Arbeit als Reisekauffrau, natürlich mit dem Spezialbereich Afrika! Durch diesen Job bereiste ich dann wieder häufig den schwarzen Kontinent und die Flamme entfachte aufs Neue. 

2007 bin ich dann fast neun Monate lang mit dem Rucksack quer durch Afrika und seine Nationalparks gereist, angefangen in Kenia und Tansania, durch Sambia, Simbabwe, Namibia, Mosambik, bis nach Südafrika. Schlussletztendlich landete ich über Umwege in Botswana und arbeitete dort zu Beginn kurzzeitig für einen großen Safarianbieter, bevor ich dann 2008 „Gondwana Tours & Safaris“ gründete. Ich wollte einfach eigene kreative und innovative Safaris zusammenzustellen und Besuchern Afrika so vermitteln, wie ich es selbst gern erleben möchte.

Hast Du denn schon immer davon geträumt, in ein fremdes Land auszuwandern?

Einen Sinn für Abenteuer muss mir sicher schon in die Wiege gelegt worden sein, aber bewusst wurde mir das erst viele Jahre später, nachdem ich die Pforten zur großen Welt aufgestoßen hatte. Die Erfahrungen die man sammelt, die Menschen die man trifft und die fremdem Kulturen die man kennenlernt, verändern das eigene, geschaffene Weltbild. Das geschieht anfänglich unbewusst, aber ein Rückweg in die gewohnte Kultur ist nach längerem Ausstieg nicht mehr ganz einfach.

Für viele Menschen in Deutschland dürfte Botswana als Land ein relativ unbeschriebenes Blatt sein. Was macht für Dich Deine neue Heimat aus?

Botswana wird immer häufiger in Natur- und Kulturprogrammen der Medien erwähnt und als Reiseziel immer beliebter. Das Okavango Delta, das Highlight des Landes, bietet eine Exklusivität die man fast nirgends mehr auf diesem Planeten findet. Die Flora & Fauna und Tierwelt sind einzigartig und unvergleichlich. Die Wirtschaft und Politik des Landes sind stabil und sicher. Botswana wird oft auch „die Schweiz Afrikas“ genannt und ist in Sachen Entwicklung ein Beispielland für die Nachbarländer.

Wann hattest Du die Idee, ein eigenes Safari-Unternehmen zu gründen?

Die Idee zur Selbstständigkeit hatte ich seit vielen Jahren, aber wie so oft im Leben sind die Zeit und der Raum entscheidend. Nachdem ich einige Monate lang für einen Anbieter in Botswana gearbeitet hatte, wurde mir klar, dass ich gerne meine eigenen Vorstellungen verwirklichen würde. Ich hatte genug Erfahrung und kannte Afrika bereits besser als die meisten. Ich wollte keine gedankenlosen Pakete für Gäste zusammenstellen, sondern Afrika als eine Erfahrung vermitteln, die unter die Haut geht und bleibende Erinnerungen schafft. 

Welchen Service darf ein Gast bei Euch erwarten?

Nur den besten natürlich (lacht)! Nein, im Ernst: Auf Reisen bin ich selbst ein sehr kritischer Gast und ein guter Service ist für mich essentiell. Wir beantworten E-Mails und Anfragen innerhalb von wenigen Stunden, um unseren Kunden von Anfang an das Gefühl zu geben, dass sie für uns wichtig sind und wir für sie immer, auch kurzfristig, ansprechbar sind. Unsere Trips werden individuell und nach intensiven Beratungsgesprächen zusammengestellt und ausgearbeitet. Wir gehen auf alle Fragen mit viel Geduld ein und begrüßen diese auch, damit Besucher mit den richtigen Erwartungen nach Afrika reisen. Vor Ort begrüßen wir jeden Gast persönlich und stehen während der Reise jederzeit – 24 Stunden am Tag – zur Verfügung.

Bist Du als deutschsprachiger Ansprechpartner immer erreichbar?

Ja, das bin ich! Vor Ort sowieso, aber auch für Anrufe aus Deutschland. Wir haben eine deutsche Festnetznummer mit Rufumleitung und die ist immer offen. Übrigens zum normalen deutschen Festnetz-Tarif. Die Technik macht's möglich.

Wie sind Unterkunft und Verpflegung auf den Touren organisiert?

Das kommt darauf an was man vorab gebucht hat. Bei Flug und mobilen Safaris ist im Vorfeld alles organisiert und inklusive und man braucht sich um nichts zu kümmern. Wir bieten aber auch Selbstfahrer-Safaris an, bei denen zwar die Zeltplätze im Vorfeld gebucht sind, aber die Gäste sich unterwegs selbst versorgen. Ohne Unterkünfte in den Parks vorgebucht zu haben, ob im Delta oder in der Kalahari, kommt man nicht durch die Eingangstore. Natürlich bieten wir aber auch Selbstfahrer-Touren an, bei denen nicht gezeltet wird, sondern die Gäste in einer wohl organsierten Lodge übernachten.

Sind Eure Angebote auch für Familien geeignet?

Ja, sehr gut sogar. Eine Safari ist für eine Familie ein sehr bindendes und tiefes Erlebnis und gerade für kleinere Kinder unheimlich spannend. Die Reise sollte aber besonders sorgsam und mit viel Rücksicht geplant werden, damit es ein voller Erfolg wird. Mit Kindern unter 6 Jahren auf Safari zu gehen, ist nicht empfehlenswert und viele Lodges haben dahingehend auch strikte Regulierungen. Die Afrikaner sind allgemein sehr kinderfreundlich und herzlich und freuen sich immer über Familien. Die meisten Lodges bieten auch Familienzelte und reduzierte Preise für jüngere Gäste.

Welches Budget sollte man ungefähr einplanen?

Botswana ist weltweit eines der teuersten Safari-Länder, bietet dafür aber eine unvergleichliche Exklusivität. Wer also eine Flugsafari in Botswana plant, sollte eine klare Vorstellung von seinem Budget haben.

Das Okavango Delta ist in riesige private Konzessionen unterteilt, die zum Teil nur von einer Lodge verwaltet werden. Die Camps sind nur mit dem Leichtflugzeug erreichbar und alles muss eingeflogen werden, was oft logistisch einige Herausforderungen mit sich bringt und die Preise nach oben zieht. In der Hochsaison bewegen sich Preise für ein einfacheres Mittelklasse-Camp um etwa 400 EUR pro Nacht und Person. Camps in der oberen Preisklasse kosten etwa 800 bis 1.000 EUR pro Nacht und Person im Doppelzimmer, inklusive aller Mahlzeiten & Getränke, Aktivitäten und Parkeintrittsgebühren. Der Flughafentransfer kommt extra dazu.

Die Preise gehen ab November wieder runter und Sonderangebote, die oft etwa 30 bis 40 Prozent unten den Preisen der Hochsaison liegen, gibt es meistens ab Mitte November.

Wann ist denn die beste Zeit für eine Safari?

Eine gute oder schlechte Saison für eine Safari gibt es nicht, jede Jahreszeit hat ihre eigenen Reize. Oft wird die Trockenzeit (Juli bis Oktober) als die Hauptsaison bewertet, wenn die Tiere nicht wandern und sich an den permanenten Wasserlöchern aufhalten. Allerdings können sie dann auf Grund der hohen Temperaturen etwas phlegmatisch sein. Anfang Dezember kommen dann mit dem ersten Regen die Jungtiere zur Welt, was auch die Wildkatzen in Aufruhr versetzt und die Wanderungen beginnen lässt. Für mich persönlich die schönste Jahreszeit für eine Safari und ein Geheimtipp unten den Safariexperten!

Welche Länder habt Ihr außer Botswana im Programm und was bietet Ihr dort an?

Botswana ist meist nur eine Komponente bei unseren Angeboten. Oft wird ein Trip nach Botswana mit den Viktoriafällen oder benachbarten Ländern wie Simbabwe, Sambia, Namibia, Südafrika, Mosambik oder Tansania verbunden. Alle diese Länder haben wir bereits bereist und kennen uns dort perfekt aus.

Wir bieten bevorzugt kleine und persönliche Unterkünfte abseits der ausgetretenen Touristenpfade an, um auch die lokale Beschäftigung und gemeinschaftlichen Nutzen auf positive Art und Weise zu fördern. Desweiteren bieten wir auch angeführte Kajak-, Reit- & Fuß-Safaris, sowie Angeltouren für den aktiven Urlauber an, der Afrika nicht nur von der Rückbank eines Jeeps erleben möchte. Unsere fotografischen Safaris werden von bekannten Fotografen oder erfahrenen Guides angeleitet.

Was ist für Dich persönlich das Schönste, was man auf einer Safari erleben kann?

Ich habe nie irgendwelche Erwartungen wenn ich auf Safari gehe und nehme alles als eine Art Bonus. Sonst könnte ich ja auch in den Zoo gehen! Ich lasse oft einfach nur die unberührte Wildnis und die ständig wechselnde Landschaft auf mich wirken. Es ist ein Privileg, dies so erleben zu können. Kein Lärm, Lichtverschmutzung oder Hochhaus-Silhouetten!

Ihr achtet bei Begegnungen mit Einheimischen immer auf eine sorgsame Vorbereitung auf beiden Seiten. Warum ist das so wichtig?

Bei einer ehrlichen und offenen kulturellen Begegnungen sollten beide Seiten keine Erwartungen aneinander stellen und es sollte um ein Kennenlernen und Verstehen beiderseits gehen. Dazu braucht man etwas Zeit und ein offenes Ohr. Wir kommen als Besucher in ein fremdes Land und möchten dieses mit all seinen Facetten und Aspekten kennenlernen. Gleichzeitig sollte auch der Gastgeber an seinem Besucher interessiert sein und diesen nicht nur hinter seiner Kamera oder Geldbörse versteckt sehen. Das fördert Toleranz und Verständnis beiderseits, denke ich, was dieser Tage auf Grund des aktuellen Weltgeschehens sehr wichtig geworden ist.

Welche nachhaltigen Projekte unterstützt Ihr und worum handelt es sich da genau?

Wir unterstützen besonders aktiv ein NGO-Projekt in Maun, welches „Aglow Botswana“ heißt. Dieses Projekt dient der Unterstützung alter und verwahrloster Menschen und davon gibt es leider zu viele. Die Familienstrukturen in Afrika sind sehr ausgeprägt und komplex. Sie sind allerdings durch die hohen Aidsraten in den 1990er und 2000er Jahren sehr aus den Fugen geraten und haben viele Kinder und alte Menschen zurückgelassen, um die sich niemand kümmert.

Rentner in Botswana erhalten eine Mikro-Rente, die aber oft nur für wenige Lebensmittel reicht, die dann auch noch geteilt werden. An warmer Kleidung, Betten und Hygiene fehlt es dann oft komplett und wir finden immer wieder alte Menschen allein und verwahrlost in ihren Unterkünften. Diese Menschen haben oft ihren Lebenssinn verloren und sind bei der Gesellschaft komplett in Vergessenheit geraten. Solche Menschen unterstützen wir aktiv durch Spenden, aber auch andere wichtige Dinge. Unsere Traum als NGO ist es, eine Begegnungsstätte zu errichten, wo diese alten Menschen sich täglich treffen können, versorgt werden und sogar Aufgaben erhalten, die Ihnen das Gefühl geben gebraucht zu werden. Das alles kostet Geld und so versuchen wir mit Sportveranstaltungen, Familien-Märkten und anderen Events auf dieses Projekt und die Problematik aufmerksam zu machen, sowie Sponsoren zu gewinnen. „Gondwana Tours & Safaris“ zahlt zusätzlich einen Teil seiner Gewinne an die Organisation.

Zum Abschluss vielleicht noch eine persönliche Frage – hast Du nach all den Jahren noch so etwas wie Heimweh nach Deutschland? Und kommst Du vielleicht irgendwann wieder zurück?

Deutschland wird immer mein Geburtsland und meine Heimat bleiben, obwohl ich im Herzen schon mehr eine Afrikanerin geworden bin (lacht). Sowas wie Heimweh habe ich nach all den Jahren nur selten. Ich komme auch mehrmals im Jahr nach Europa, um Freunde und Familie zu besuchen. Und umgekehrt natürlich auch! Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann mal wieder dem Chaos in Afrika entfliehen werde und die deutsche Gründlichkeit und Ordnung brauche. Was mir aber manchmal schon fehlt ist der Schnee und Winter!!!

 

Das Interview führte Simon Grünke.

Artikel-Info
Land Botswana
Kontinent Afrika
Thema Interview Safariveranstalter
Autor Simon Grünke