Surfen, Kiten, SUP, Freunde, Wellen und Spaß in Portugal

Interview mit Timo, der ein professionelles Surfcamp an der Costa Verde betreibt

Hallo Timo, kannst Du Dich noch erinnern, wann Dich die Leidenschaft fürs Surfen so richtig gepackt hat?

Malte und ich waren immer schon sämtlichen Boards erlegen. Auf dem Snowboard und Skateboard fing alles an. Klar, im Ruhrgebiet gibt es wenig Wasser (außer von oben...). Da hat es mit der Mama höchsten Mal für die Wasserskianlage gereicht.

Mit 17, also als die ersten 18-jährigen Freunde den Führerschein hatten, da ging es dann endlich nach Südfrankreich zum Surfen. Wellenreiten mit zu kleinen Boards, ohne Lehrer und vielen „Waschgängen“. Aber wir waren dabei. Und wie sagt man so schön: „gestoked“. Von da an wurden alle Urlaube auf den Sommer und ans Meer verlegt. Nach dem Surfen kam auch schon das Kitesurfen dazu. Später das SUP-Board, in der Welle und auf dem Fluss.

Wir wussten: Wir wollen unser Hobby zum Beruf machen und Menschen, die ihren kostbaren Urlaub für sich und den Wassersport verbringen möchten, einen professionellen und absolut sicheren Unterricht bieten. Wer nur wenige Wochen im Jahr Urlaub machen kann um seiner Leidenschaft nachzugehen, sollte nicht wie wir so viel Zeit mit Kämpfen und Probieren verbringen, um nachher vielleicht völlig fälschlicher Weise feststellen: „Das ist nichts für mich“. Nein! Wir bringen nämlich jeden Interessierten aufs Board.

Wann hattest Du das erste Mal die Idee, in Portugal ein Wassersport-Camp zu eröffnen?

Der Begriff „Camp“ hat sich in der Branche etwas etabliert. Camp steht bei uns eher für die Gemeinschaft und die Möglichkeit, sehr schnell Anschluss zu finden. Deshalb kommen mehr und mehr Alleinreisende zu uns, die häufig ganz spontan buchen. Aber mit Camping hat es bei uns kaum was zu tun. Es gibt einen Camping-Platz, aber die Unterkünfte, die wir anbieten, sind alle sehr komfortabel. Zum einen eine herzlich geführte Hotel- und Apartmentanlage, zum anderen haben wir ein eigenes, sehr hochwertiges Gästehaus mit 14 Plätzen.

Die eigentliche Idee hatten wir schon seit den ersten Versuchen auf dem Surfboard. Wir haben viel auf allen Kontinenten der Welt als Lehrer gearbeitet und schließlich 2011 die Idee gehabt, uns in Portugal umzuschauen.

Wie lange hat es dann noch bis zur Umsetzung gedauert und was waren die größten Steine, die aus dem Weg geräumt werden mussten?

Die Eröffnung war 2013, also zwei Jahre später. Wir haben lange geplant, geredet, geschrieben und dann war es so weit. Wir haben eröffnet. Allerdings ist es natürlich schwierig, in ein fremdes Land zu gehen und da alles zu regeln, was zu regeln ist, wenn man ein eigenes Geschäft aufbauen will. Wartezeiten, Verständigungsprobleme (nur ich konnte Spanisch, Portugiesisch kam später dazu) und eine andere Auffassung der deutschen Tugenden, die man doch trotz des Surfer-Daseins zum Großteil schätzt. Das alles hat uns natürlich schlaflose Nächte beschert. Du nimmst all dein Geld und trägst es in ein Unternehmen, in einem anderen Land, und weißt nie, ob du alles Wichtige so recht verstanden hast. Nicht der einfachste Weg, aber der richtige.

Zudem haben wir eine EU-Förderung erfolgreich beantragt. Wir fördern den Tourismus in Nord-Portugal, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für Verkehr in dieser herrlichen Gegend. Die Förderung hat uns ein paar Kosten gespart, allerdings stieg der Stresslevel natürlich rasant an. Fristen, Missverständnisse, spontane Terminverschiebungen... aber am Ende ist es ja alles gut geworden.

Es gibt viele großartige Surf-Spots auf der Welt – warum ausgerechnet Portugal? Warum ausgerechnet die Costa Verde?

Herrliche Natur, alles grün, Vielseitigkeit, tolle und wenig frequentierte Strände, angenehm warm, aber nicht zu heiß. Und einfach absolut perfekte Bedingungen für vielseitigen Wassersport! Wellen, flaches Wasser, Wind, Sandstrand, keine gefährlichen Tiere, Infrastruktur aber trotzdem keinen Stress einer modernen Stadt-Gesellschaft. Die Leute sind entspannter und nehmen das Leben gelassen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und offenherzig.

Als Surfer mag man es nicht, wenn hunderte von Menschen das Wasser überfüllen. Die Spots hier sind angenehm leer und man hat viel Platz zum Trainieren.

Wie war denn die erste Zeit mit dem neuen „Business“ für Euch? Wie lief es mit den ersten Gästen?

Natürlich hatten wir am Anfang wenig Gäste. Wir werden auch erst jetzt in der 4. Saison die ersten Gewinne machen und endlich ein bisschen was verdienen. In den ersten 3 Jahren haben wir von den Jobs im Winter gelebt.

Schön war, dass alle Gäste richtig begeistert waren von der Vielseitigkeit der Natur, den Ausflugszielen und unseren Angeboten. Sie hatten natürlich eine ziemliche „Exklusiv-Betreuung“ bei uns, weil einfach immer nur ein paar Gäste bei uns waren, die wir voll integriert haben. Offenbar haben sie das ordentlich rumerzählt und uns ihre Freunde geschickt. Und das Schöne ist, dass wir es mit größeren Gruppen immer noch genauso schaffen, die Gäste wie Freunde zu behandeln und mit ihnen einen gute Zeit zu verbringen.

Ist dies das „Besondere“, das Eure Gäste erwarten können?

So ist es. Unsere Gäste sind kein wandelndes Dollar-Zeichen für uns. Sondern Menschen, die als Fremde kommen und im besten Fall als Freunde gehen. Dieser Ansatz mag nicht immer besonders wirtschaftlich sein, aber wir sind eben auch Idealisten.

Wir bieten eine lockere Atmosphäre, aber trotzdem einen hohen professionellen Anspruch bei all unseren Angeboten. Bestes Material und die besten Lehrer, bei denen wir auf ein hohes fachliches Niveau, aber auch sehr stark auf eine angenehme Persönlichkeit achten. Natürlich bilde ich sie als VDWS-Lehrteamer regelmäßig weiter und sie sind immer auf dem neuesten Stand bei allen aktuellen Entwicklungen des professionellen und sicheren Wassersport-Unterrichts.

Wer bei uns seinen Urlaub verbringt, bekommt ein vielseitiges Wassersport-Angebot, das sich an den tagesaktuellen Bedingungen orientiert und dadurch jede Tageszeit optimal nutzt. Unsere Zusatzangebote sind Yoga, Fitness-Training („functional training“), Radtouren oder Rad-Vermietung, Naturerkundungen zu Fuß oder auf dem Board – und natürlich sehr gutes Essen. Dazu gibt es eigentlich immer gute Laune und bestimmt das ein oder andere nette Gespräch, an das man sich zu Hause im stressigen Alltag gerne zurückerinnern wird.

Warum ist Euch wichtig, neben den Wassersport-Angeboten beispielsweise auch Yoga-, Ernährungs- und Gesundheitsworkshops anzubieten?

In unserer Gesellschaft verlieren wir in vielen Bereichen den Blick für die Ganzheitlichkeit. Alles ist spezialisiert und in Kompetenzbereiche unterteilt. Nur wenige Unternehmen, Ärzte oder Lehrer nehmen den Menschen als Ganzes wahr. Das liegt mir als Diplom-Sportwissenschaftler, Personaltrainer und Coach der Wirtschaft besonders am Herzen. Deshalb gibt es bei uns nicht nur Angebote für den Körper. Kopf und Seele vergessen wir hier nicht...

Welche Aktivitäten an Land bieten sich in der Umgebung an?

Mountainbiken, Trekking, Wandern, Jogging, Nationalparkbesuche, Städtetrips und viel Kultur! Der ganze Norden Portugals ist ja übersät von historischen Bauwerken und den Anbaugebieten des weltberühmten Portweins. Es gibt auch super Klettermöglichkeiten, zu denen wir es aber noch nie geschafft haben. Das Leben am Wasser ist einfach zu gut hier.

Ist bei Euch eigentlich immer ein deutschsprachiger Ansprechpartner vor Ort?

Ja, auf jeden Fall. Mittlerweile haben wir sogar 10 deutschsprachige Team-Mitglieder.

Wie ist der Ablauf, wenn ich mir einen komplett individuellen Urlaub bei Euch zusammenstellen möchte?

Zunächst mal freuen wir uns über eine unverbindliche Anfrage – das geht ja hier bei Travel-Friends ganz schnell und unkompliziert über das Kontaktformular in unserem Inserat. Und dann haben wir ein System, wo Du Dir alle Bausteine nach Deiner persönlichen Vorliebe aussuchen kannst. Danach bekommst Du dann schnellstmöglich ein konkretes Angebot. Wer nicht so lange grübeln will, kann auch eines unserer Pauschalpakete buchen. Wir haben da jeweils eine Auswahl an Aktivitäten getroffen, die je nach Vorliebe ihren Schwerpunkt haben, aber doch immer auch in die anderen Sportarten hineinschnuppern lassen.

Und dann sind wir vor Ort auch immer noch flexibel. Sollte Dich das Surf-Fieber packen, obwohl Du eigentlich Kiten wolltest, dann switchen wir vor Ort einfach ganz unkompliziert um.

Wie sind allgemein Unterkunft & Verpflegung bei Euch organisiert?

Wir haben je nach Geschmack verschiedene Unterkünfte. Das Surfhaus ist ganz  nah am Strand und bietet drei Doppelzimmer, ein 3er- und ein 4er-Zimmer. Hier haben wir zwei Betreuer vor Ort, die sich um die Sauberkeit und das BIO- und Superfood-Frühstück kümmern.

Wir haben aber auch noch ein Apartment einer Hotelanlage, das ist unsere „Surfapartment-WG“. Hier können fünf Gäste unterkommen. Sie versorgen sich selbst und haben ein Fahrrad dabei. Mit dem Fahrrad sind es etwa fünf Minuten bis zum Strand. Das Besondere hierbei ist, dass Du ein Bett in einem Doppelzimmer buchen kannst oder ein Einzelzimmer, aber Du kannst mit Deinen Freunden auch das ganze Apartment buchen.

Darüber hinaus vermitteln wir weitere Apartments oder Zimmer in der Hotelanlage – jeweils inklusive Frühstück. Fahrräder sind dort allerdings nicht immer verfügbar. Das Hotel ist ideal für Paare, Familien oder Gruppen, die etwas mehr Privatsphäre und Zeit für sich haben wollen.

Was ist für Dich ganz persönlich das Schönste, das man bei Euch erleben kann?

Die SUP-Flusstour in einer wunderschönen Natur und unsere SUP-Tour zur gegenüberliegenden Insel mit seiner alten Festung. Hin und wieder machen wir dann da auch ein Feuerchen und grillen Stockbrot…

Hast Du einen echten Geheimtipp, was Ausflüge oder Aktivitäten in der Umgebung angeht?

Die Islas Cies vor Vigo haben die schönsten Strände Portugals (manche sagen sogar der Welt!). Santiago de Compostela, als Ende des Jakobwegs ist sicher auch sicher einen Abstecher wert. Der Nationalpark bei Jerez ist atemberaubend. Und das Douro Tal in Porto mit seinen fantastischen Weingebieten.

Bist Du noch hin- und wieder in Deutschland? Gibt es so etwas wie Heimweh?

Malte ist im Winter in Österreich für seine Freundin, die Fotografie und das Snowboard. Ich bin dann häufig als Ausbilder für den VDWS unterwegs und verbringe viel Zeit in Duisburg. Vom Schreibtisch aus geht meine Saison dort weiter und die nächste wird vorbereitet. Von April bis Oktober verbringen wir die meiste Zeit in Portugal, um jeden Tag aufs Wasser zu kommen und mit unserem Team die Gäste happy zu machen.

Daher ist es wunderbar ausgeglichen und richtiges Heimweh gibt es nie. Wir haben also mehrere „Zuhause“ und freuen uns immer da zu sein, wo wir sind. Die Freude, wenn es nach dem Winter wieder nach Moledo geht, ist aber ehrlicher Weise die größte.

Als Surf-Verrückter sitzt Du doch aber bestimmt nicht den kompletten Winter am Schreibtisch?

Jeder, den es wirklich gepackt hat, wird auch während des europäischen Winters mindestens ein bis zwei Mal für zwei, drei Wochen in die Sonne und ans Wasser fahren. Die Kunst ist es, sich die Freiräume zu schaffen, die man dafür braucht.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Dass ich so gesund, zufrieden und happy bleibe. Viel Zeit auf dem Wasser verbringen kann und unser Geschäft irgendwann so läuft, dass Malte und ich halbwegs gut davon leben können.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führte Simon Grünke.

Artikel-Info
Land Portugal
Gebiet Costa Verde
Kontinent Europa
Thema Interview Urlaubsanbieter
Autor Simon Grünke