Reiterferien in Andalusien

Interview mit dem Schweizer Ranchbesitzer Robert

Hallo Robert, wer eine Gästefarm für Reitferien eröffnet, muss selbst eine große Leidenschaft für Pferde und für das Reiten haben. Wann hat es Sie gepackt?

Das Pferdefieber hat mich schon sehr früh erfasst. Als ich 12 Jahre alt war, haben wir auf einem Bauernhof gewohnt und ich konnte bei einem benachbarten Militärreitstall Pferde ausleihen. Da kam ich zum ersten Mal mit Pferden in Berührung und die entstandene Sehnsucht ist geblieben. Nur hatte ich leider, bedingt durch meine berufliche Tätigkeit, wenig Zeit dieser Passion nach zu kommen.

Seit wann leben Sie in Andalusien und wie kam es zum Entschluss des Auswanderns?

Vor etwas mehr als zehn Jahren, das heißt im Jahre 2003 bin ich nach Andalusien ausgewandert. Damals war ich 50 Jahre alt und hatte beruflich eigentlich alles erlebt und hatte festgestellt, dass es noch was anderes geben muss, als nur dem Geld hinterher zu rennen. Ich habe mich dann für eine andere Lebensqualität entschieden.

Wann hatten Sie die Idee, die Reitfarm zu eröffnen?

Das ging alles sehr, sehr schnell. Als ich den Entschluss gefasst hatte, meinem Leben eine drastische Veränderung zukommen zu lassen, habe ich mich natürlich an meine wirkliche Passion erinnert: Pferde! Und dann habe ich sofort mit der Planung angefangen. Ich habe Andalusien besucht und durfte mit großer Freude feststellen, dass dies mein zukünftiger Wohn- und Arbeitsort werden würde. Ich habe mich sofort in diese Gegend verliebt.

Ist die Rancho Los Angeles ein Familien-Unternehmen?

Rechtlich gesehen ist es eine Einzelfirma. Aber es ist uns natürlich ein großes Begehren, diese Rancho möglichst familiär zu führen, was uns bis dato sehr gut gelungen ist. Die immer wiederkehrenden Gäste lieben vor allem die Atmosphäre.

Wie war die Anfangszeit?

Die war doch sehr schwierig. Ich bin mit viel Enthusiasmus und Elan in Andalusien angekommen um etwas Neues zu bewegen. Die Behördengänge, die Vorschriften, das Bewilligungsverfahren, die andere Mentalität, die fremde Sprache: All dies war zu Beginn manchmal ein Horrortrip. Dazu musste ich lernen, alles viel ruhiger zu sehen und aufzunehmen. Nach zweieinhalb Jahren konnten wir dann endlich in unser neues Heim einziehen. Eine lange Zeit, die auch viel Geld gekostet hat. Um einen größeren Kundenstamm aufzubauen, braucht es ebenfalls einige Zeit. Um all dies durchzustehen braucht man wahrscheinlich ein großes Urvertrauen und Selbstbewusstsein.

Was kann der Gast in seinem Urlaub erwarten?

Gastfreundschaft, spezielles Ambiente, kulinarische Köstlichkeiten, gutausgebildete, trittsichere und ruhige Reitpferde sowie eine Landschaft am Fuße der Sierre de las Nieves, welche einzigartig ist.

Sie haben die persönliche und familiäre Atmosphäre angesprochen – ich nehme an, dass ist auf einer Farm wie Ihrer ein wichtiger Teil der Philosophie?

So ist es und nur so kann es nach unserer Meinung funktionieren. Diese Philosophie hat uns bewogen, nicht die gesamte Kapazität an Gästezimmern auszuschöpfen, sondern die Gäste zahlenmäßig, zum Vorteil dieser Ideologie, zu beschränken.

Muss ich schon ein passabler Reiter sein, oder kann ich mich als totaler Anfänger zu Ihnen wagen?

Ob guter oder "schlechter" Reiter oder ob Anfänger, jeder kann hier individuell betreut und ausgebildet werden und jeder findet hier sein reiterliches Glück. Mit unseren ca. 50 Reitpferden haben wir für jeden Mann und jede Frau das richtige Pferd. Rancho Los Angeles hat sich aber vor allem auf das Ausreiten in der herrlichen Umgebung spezialisiert. Um den unterschiedlichen Levels der reitenden Gäste zu entsprechen, bilden wir verschiedene Gruppen, damit die Anfänger nicht überfordert und die Könner nicht unterfordert werden.

Auf welchen Pferden wird geritten?

Es sind alles spanische Pferde, sprich Andalusier. In unseren Stallungen findet man die sogenannten Cruzados, aber auch Hispano-Araber, Pura Raza Espagnol und viele Kartheuserpferde. Diese Pferde zeichnen sich durch ihr gutes Gemüt und durch ihre Schönheit aus.

Ist immer ein deutschsprachiger Ansprechpartner vor Ort?

Wir arbeiten und leben hier mit fünf deutschsprachigen Freunden und vier spanischsprachigen Mitarbeitern zusammen. Diese Frage können wir somit auf jeden Fall mit „Ja“ beantworten.

Muss ich etwas mitbringen oder gibt es die komplette Ausrüstung vor Ort?

Zum Reiten braucht‘s nicht viel, nämlich eine Jeans, Stiefel oder Reitschuhe – und fertig. Bei Bedarf können wir unseren Gästen auch einen Helm oder einen Protektor abgeben.

Wie sind Unterkunft und Verpflegung geregelt?

Wir haben insgesamt 10 großzügige und komfortable Doppelzimmer sowie ein Einzelzimmer. Bei der Buchung von Vollpension, wird gegen 10:30 Uhr ein reichhaltiges Morgenbuffet bereitgestellt, nach dem Reiten so gegen 16:30 Uhr gibt‘s Tapas für jedermann und gegen 21 Uhr wird ein leckeres Abendessen mit Wein aufgetischt.

Kommen auch Nicht-Reiter zu Ihnen um einfach so Urlaub zu machen?

Ja, durch die verkehrstechnisch günstige Lage von Rancho Los Angeles finden auch immer mehr „normale“ Gäste den Weg zu uns. Der große Pool, die einzigartige Umgebung, die absolute Ruhe auf unserer Anlage, all dies spricht auch Nicht-Reiter sehr an.

Was sind die touristischen Highlights der Region?

Da gibt es sehr viele, wie zum Beispiel die Stadt Ronda, mit der ältesten Stierkampfarena der Welt. Oder die weltbekannten weißen Dörfer Andalusiens, der wunderschöne See Ardales, die Nähe zum Mittelmeer und zum Atlantik, die Sierra des las nieves ist ein Wander- und Erholungsgebiet das zum Unesco-Welterbe ernannt wurde. El Chorro ist ein phänomenales, Klettergebiet. Also: Wandern, Klettern, Reiten, Radfahren, für alle Bedürfnisse ist was dabei.

Haben Sie nach all den Jahren noch Heimweh nach der Schweiz?

Liebe Schweizer, es tut mir sehr leid, diese Frage mit „Nein“ beantworten zu müssen. Ich bin hier, wo ich schon immer sein wollte!

Artikel-Info
Land Spanien
Gebiet Andalusien
Kontinent Europa
Thema Interview Urlaubsanbieter
Autor Simon Grünke