Reisetipps für Venedig

Hinter den Kulissen der einzigartigen Lagunenstadt

Die Stadt auf 100 Inseln

Geschichte, Architektur, Kunst und Festivals

Venedig ist keine Gründung der Römer. Das will in Italien etwas heißen. Bereits im 8. Jahrhundert bewiesen die Bewohner der 60 Inseln in der Lagune ihr kaufmännisches Geschick und betrieben über den Seeweg Handel mit Mittel- und Westeuropa, dem Byzantinischen Reich und der arabischen Welt. Neben Gewürzen und Juwelen wurde Baumwolle aus Syrien und Kleinasien zur bedeutendsten Handelsware. Im Jahr 828 stellte man die Weichen für den Tourismus. In Ägypten wurden die Gebeine des heiligen Markus erworben, außer Landes geschmuggelt und nach Venedig gebracht. Seither zieht es Pilger aus aller Welt in die „Erlauchte Stadt“.

Die Venezianer stiegen zur Seemacht im Mittelmeer auf und nahmen im 15. Jahrhundert die Spitzenstellung im Welthandel ein. Gleichwohl war die Stadtrepublik einer der größten Territorialstaaten Italiens und im 16. Jhd. einer der modernsten Industriestandorte Europas. Die Handwerker waren bereits zünftig organisiert. Unzählige Bootsbauer und Zimmerer erbauten riesige Schiffsflotten und eine Stadt auf Pfählen.Die Konstrukteure ließen Holzpfähle in den Schlamm treiben - bis hinunter zu den festeren Lehm- und Sandschichten. Im Salzwasser - unter Luftabschluss wird das Holz hart wie Beton. Neun Pfähle pro Quadratmeter stützen die Fundamente der Häuser, Brücken und Paläste. Millionen von Bäumen, ganze Wälder wurden auf dem Festland geschlagen, um die Stadt im Wasser auf den 100 Inseln zu errichten. Trotz großer Seeschlachten, blieb sie von Kriegshandlungen unversehrt. So sind unzählige Paläste und prachtvolle Kirchen aus der glanzvollen Zeit erhalten geblieben. Sie sind noch heute Zeugnis einer weltweit einzigartigen Baukunst und sind für Romanautoren und Filmemacher beliebte Schauplätze.

Kunst und Kultur

Venedig ist der Szenetreff für Kunst, Film und Architektur. So wird die Lagune alljährlich zum Revier für Goldene Löwen. Die Biennale ist das älteste Filmfestival seiner Art. Filmschaffende aus der ganzen Welt zeigen hier seit 1895 ihre Werke. Eine hochkarätige Jury vergibt die begehrten Preise. Ende August herrscht quirlige Partystimmung auf dem Lido und man hat gute Chancen Stars und Sternchen zu treffen. Eigentlich wird das ganze Jahr über in Venedig gefeiert. Unter www.labiennale.org findet man alle Infos zu den Festivals für Architektur, Musik, Theater und Tanz.

Sport

Ein sportliches Hightlight ist der Venice Marathon. Die schönste Laufstrecke der Welt beginnt 25 km außerhalb der Lagunenstadt. Über den 4 km langen Ponte della Libertà erfolgt der Einlauf nach Venedig. Entlang der Hafenzone, durch den historischen Stadtkern, vorbei an der Piazza San Marco und dem Palazzo Ducale erreichen die Läufer ihr Ziel in der wunderschönen Lagune Riva Sette Martiri. Es ist ein großes Fest und es liegt eine ganz besondere Energie über der Stadt. Man muss die Straßen nicht einmal für den Autoverkehr sperren, denn hier geht man zu Fuß oder über das Wasser.

Verkehr

Was für uns die Busse, sind in Venedig die Vaporettos. Alle 10 Minuten fahren die Motorboote durch die wichtigsten Wasserstraßen wie dem Canal Grande. Empfehlenswert ist ein 24 Std. Ticket. Damit wird man auch zu den Nachbarinseln übergesetzt. Innerhalb Venedigs ist das Wassertaxi die schnellste Art von A nach B zu gelangen.

Venedig hinter den touristischen Kulissen

Nur ein paar Straßen entfernt

Nur ein paar Straßen vom Zentrum entfernt ist Venedig fast touristenfrei und bietet annehmbare Preise

Um Venedig wahrhaftig zu erleben muss man mindestens zwei, besser drei Nächte bleiben. Als Tagesgast drängt man sich mit Touristengruppen aus aller Welt durch die Highlights, um in der kurzen Zeit möglichst viel zu sehen. 

Aber erst am Abend, wenn sich die Straßen leeren, das Licht die Plätze und Paläste vergoldet entfaltet Venedig langsam seinen Zauber. 
Außerhalb der Touristenzentren, nur einige Querstraßen weiter, geht es liebenswert zu. Überall gibt es schöne Läden. Die einen bis unter die Decke voll mit italienischen Delikatessen, einige mit Schmuck und andere mit traumhaften Lederwaren. Alles zu annehmbaren Preisen.

Man isst wunderbar und preiswert in einer Osteria oder Trattoria. Während man entspannt einen Vino rosso genießt, spielen Kinder lautstark Fange und der Hauskater schlendert stolz über die kleine Piazza. Irgendwo ruft jemand nach Paolo, eine Vespa mit einer bella Signorina schnurrt vorbei und man könnte meinen, Statist in einer Ramazotti Werbung zu sein. Jetzt ist man angekommen in der zauberhaftesten Stadt der Welt.
Geht man später am Abend zurück in die leere Innenstadt an den Canale Grande, über kleine Brücken, durch enge Gassen, fühlt man sich schon etwas zu Hause. Die Stadt ist friedlich und gastfreundlich. Am nächsten Morgen steht man am besten früh auf und macht einen Ausflug zu den anderen sehenswerten Inseln in der Lagune.

 


Mammutprojekt Mose

Die Kunstschätze der Lagune sind durch die alljährlichen Überschwemmungen bedroht. Mit dem Projekt "Mose" wurde ein Schutzwall aus künstlichen Inseln und riesigen ausklappbaren Wehren erbaut. 78 bewegliche Stahl-Barrieren an den Zugängen zur Lagune von Venedig können nun geschlossen werden, um das Hochwasser zurückzuhalten. Am 4,6 Milliarden-Euro-Projekt wurde seit 2003 gebaut.

Ausflüge auf die umliegenden Inseln

Sant’Erasmo, Murano, Burano, Torcello

Sant’Erasmo – die grüne Insel ist der Garten Venedigs. Von hier kommt das Obst und Gemüse, das auf den venezianischen Märkten verkauft wird. Am besten entdeckt man sie mit dem Rad. Entlang der Straßen liegen Gemüsefelder, Obstbäume und kleine bunte Häuser. Inmitten von Artischockenfeldern steht die erst kürzlich renovierte Turmruine Torre Massimiliana aus dem 19. Jh. Hier finden kleine Kunst- und Fotoausstellungen statt. Von der Spitze des Turms hat man einen schönen Blick auf die Lagune und die Adria. Auch der kleine Strand der Insel ist zum baden und entspannen zu empfehlen. Es gibt eine Bar und wer mag kann mit einem ausgeliehenen Kajak auf Erkundungstour vom Wasser aus gehen.

Torcello im Norden der Lagune, war einst die Hauptstadt Venetiens. Hier wurden zwei Meter unter dem Wasserspiegel Überreste einer römischen Villa entdeckt. Man geht davon aus, dass die Insel schon im 1. Jahrhundert besiedelt worden ist. Torcello war für mehr als 1.000 Jahre Bischofssitz. Sehenswert sind die Basilika Santa Maria Assunta mit ihren byzantinischen Mosaiken, die wunderschöne Kirche Santa Fosca und das Museo del Torcello. Die Locanda Cipriani ist in ganz Italien berühmt für Ihre Küche. Ernest Hemingway wohnte hier während er an einem Roman schrieb. www.locandacipriani.com

Murano Hier kann man den Künstlern in ihren Glasbläserwerkstätten über die Schulter schauen. Idyllisch ist es hier - kleine Kanäle mit Brücken, bunte Häuser, einige alte Paläste und Villen, schöne Gärten und drei interessante Kirchen. Im  Museum Vetrario di Murano kann man historische Glaswaren bestaunen.



Autor: Karola Stahlberg

Artikel-Info
Land Italien
Gebiet Venedig
Kontinent Europa
Thema Reisetipps
Autor Karola Stahlberg