Reisetipp Peru

Huancavelica – verschlafene Bergstadt im Herz der Anden

Geheimtipp Huancavelica

Koloniales Flair, rustikale Einfachheit und wundervolle Landschaften

Wer die klassische Rundreise durchs peruanische Inka-Land macht, fährt in der Regel von einer viel besuchten Sehenswürdigkeit zur nächsten und hat irgendwann genug vom Trubel. Warum also nicht mal einen Abstecher machen? Unberührt von touristischem Rummel überrrascht die verschlafene Kleinstadt Huancavelica mit charmanter Atmosphäre, wilden Felsformationen und wohltuend unaufgeregtem Alltag.

Ringsherum grasbewachsene Berge, halb sanft, halb rau anmutend, klare Luft und strahlend blauer Schäfchenwolkenhimmel – hier schmiegt sich auf knapp 3700 m Höhe die gemütliche Stadt Huancavelica in die Anden.

Der rund 38.000 Einwohner zählende Ort entlang des Flusses Ichu ist ein echter Geheimtipp: Auf der „klassischen Rundreise“ durch Perus Süden über Ayacucho, Cuzco, Lago Titicaca und Arequipa verirren sich offenbar nur wenige ausländische Reisende hierher. Dies mag wohl an den immens großen Entfernungen und langen Fahrzeiten in den Anden liegen, die Reisende mit wenig Zeit eher eine lange Nachtfahrt zum nächsten großen Touristenziel machen lässt. Doch nicht zuletzt die Busfahrt über knapp 5000 m hohe Andenpässe und durch sagenhafte Landschaften sollte ein Argument sein, sich einige Tage mehr Zeit zu nehmen!

Blick in die andine Seele

Wer von Lima aus anreist und vorher Zwischenstopp im kaum weniger stressigen Huancayo gemacht hat, wird aufatmen, hier etwas Ruhe zu finden. Das Städtchen, das im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründet wurde, liegt in einer der ärmsten Regionen Perus. Aufgrund der nahe gelegenen Quecksilberstätten hatte sie früher eine hohe Bedeutung, wirkt heutzutage aber eher verschlafen, ist recht untouristisch und bietet so ein Tor zum authentischen peruanischen Leben in den Bergen.

Die Menschen sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und interessiert – wenn auch nicht gerade an Touristen gewöhnt. Wer es bis hierher schafft, genießt den Status den Exoten: Die Einwohner sehen einem oft schüchtern, zuweilen ungläubig, manchmal erheitert hinterher, Schulkinder sprechen einen an, wo man den herkomme, staunen über die für sie fremd klingenden Namen europäischer Länder und darüber, dass man mit dem Flugzeug quer über den Atlantik geflogen sei.

Zwischen Wellblechhütten hier und prachtvoller Kolonialarchitektur dort verschmelzen Orientierung zum Westen hin und traditioneller Lebensstil auf interessante Weise. In jeder Kneipe läuft der Fernseher, die Jugendlichen tragen Nike-Trainingsanzüge und besser betuchte Einheimische wählen zum Speisen gern die Luxusvariante von Mac Donalds. Wie selbstverständlich mischen sich darunter Frauen in farbenfrohen Trachten, bunte Marktstände mit regionalen Produkten und kleine Essensstände mit typischen Speisen. Gehobene Restaurants gibt es wenige, aber in den vielen kleinen Lokalen kann man einfache, typische Andengerichte probieren, darunter gebratene Forelle, Alpaka und Meerschweinchen. Viehzucht hat in den Anden einen hohen Stellenwert – weshalb Vegetarier es leider zuweilen etwas schwer haben…

Lohnenswert kann ein Besuch während einem der zahlreichen religiösen und traditionellen Feste. Heilige Drei Könige am 6. Januar wird groß gefeiert, die Bewohner inszenieren aufwändig den Zug der Könige nach Bethlehem mit Musikkappellen und Tänzern. Los Negritos vom 30. Dezember bis 2. Januar, der Carnaval de Huancavelica im Februar und die Fiesta de las Cruces ab dem 29. September, auch „Touristische Woche“, sind weitere Highlights. Auch während der Semana Santa, der Osterwoche, empfiehlt sich ein Besuch – wenngleich die Stadt dann auch etwas ruhiger ist als zu den üblichen Festzeiten. Einen „Touristenkalender“ bietet die Internetseite der Stadt: www.huancavelica.com (spanisch/englisch).

Wohlfühlen und Peruanische Kultur genießen

Lauschige Plätze und weite Panoramablicke

Lohnenswert kann ein Besuch während einem der zahlreichen religiösen und traditionellen Feste. Heilige Drei Könige am 6. Januar wird groß gefeiert, die Bewohner inszenieren aufwändig den Zug der Könige nach Bethlehem mit Musikkappellen und Tänzern. Los Negritos vom 30. Dezember bis 2. Januar, der Carnaval de Huancavelica im Februar und die Fiesta de las Cruces ab dem 29. September, auch „Touristische Woche“, sind weitere Highlights. Auch während der Semana Santa, der Osterwoche, empfiehlt sich ein Besuch – wenngleich die Stadt dann auch etwas ruhiger ist als zu den üblichen Festzeiten. Einen „Touristenkalender“ bietet die Internetseite der Stadt: www.huancavelica.com (spanisch/englisch).

Lauschige Plätze und weite Panoramablicke

Besonders schön verweilt es sich auf der Plaza de Armas, eingerahmt von der malerischen Kathedrale San Antonio und Arkaden (im Kolonialstil) ringsherum. Wird der Rand der kleinen Stadt von eher trostlosen Wellblechhütten gesäumt, sprüht die Plaza geradezu vor dem kolonialen Stolz ihrer spanischen Gründer.

Am schönsten ist es dort abends kurz nach Sonnenuntergang, wenn die Straßenlaternen ihr ein atmosphärisch-warmes Licht verbreiten. Dann lädt der zu allen Seiten von felsigem Gebirge umgebene Platz ein, auf einer der Bänke zu verweilen, dem lebendigen, aber gemütlichen Treiben zuzusehen und sich genüsslich von den Strapazen der Reise zu erholen. An den Ecken des Platzes sitzen alte Frauen hinter ihren Süßigkeiten-Ständen und stricken rote Wollmützen, Pärchen spazieren mit ihren Kindern über die Plaza, Jugendliche spielen hier und da Fußball oder plaudern einfach fröhlich miteinander. Eine Freude ist es immer wieder, den umherwuselnden Kindern zuzusehen, meist auffallend hübsch gekleidet mit bunten Mützchen und Strickmäntelchen.

Huancavelica besitzt acht Kirchen, deren Erbauung wohl mit dem wirtschaftlichen Wohlstand während der Minenzeiten zusammenhängt. Neben der Kathedrale sind die Kirchen San Sebastián und San Francisco an der Plaza Bolognesi sehenswert, von denen letztere allein elf Altäre aufzuweisen hat!

Die Oficina Turística (Touristeninformation) an der zentralen Plaza de Armas bietet mehrere Touren zwischen einem halben und einem Tag an. Wer möchte, kann die Umgebung zu Pferd kennenlernen. Besonders schön sind Spaziergänge am Fluss entlang. Einzig der Müll vermag die Idylle ein wenig zu trüben – doch ist dies keineswegs eine Eigenheit, die nur in Huancavelica zu finden wäre. Reiseführer empfehlen oft die Termalquellen zu San Cristóbal in der Stadt oberhalb der Plaza de Armas und über den Río Ichu. Leerer, sauberer und sehr viel schöner gelegener ist jedoch das Baño del Inca, ein paar Schritte auswärts in Richtung Hualhuas. Ein mirador, ein Aussichtspunkt gleich nebenan, bietet einen wunderschönen Blick über die von Bergen gesäumte Stadt. Das Wetter ist zuweilen etwas launisch und kann so manch einen Spaziergang durch kurze Schauer trüben. Umso schöner ist das Wechselspiel von Licht und Schatten der vorbeiziehenden Wolken.

Ankommen und Wohlfühlen

Unvergesslich ein Besuch allein schon wegen der Anreise – ein besonderes Highlight auch für Motorradfahrer! Mit etwas Glück liegt der Reiseplan so günstig, dass man die spektakuläre Zugreise von Lima über La Oroya machen kann. (Von April bis Dezember ca. ein Mal pro Monat, vorher prüfen unter www.ferrocarrilcentral.com.pe.) Fast genauso schön: Anreise mit dem Bus über die gleiche Strecke, ggf. Zwischenstopp in Huancayo, falls die Fahrt zu lang wird. Atemberaubend schön ist vor allem der Streckenabschnitt um den Töpferort Izuchaca herum, etwa auf halber Strecke zwischen Huancayo und Huancavelica.

Einfache Unterkünfte, in denen man sich den Staub der Reise aus den Kleidern waschen kann, finden sich überall in der Stadt ab 3 € die Nacht, oft ohne warmes Wasser. Eine gute Wahl ist das Hotel Ascensión direkt an der Plaza Mayor, es bietet sehr saubere Zimmer mit unsagbar gemütlichen und warmen Betten für die zuweilen kühlen Andennächte. (Einfaches Doppelzimmer ab 12 €, Stand April 2013. Kleiner Nachteil: Oft nur Innenfenster.) Wer’s edler mag, wähle das Hotel Presidente direkt neben der Kathedrale an der Plaza Mayor. 

Empfehlung: Ein wenig Zeit einplanen zur Höhenakklimatisierung! 

Fotos: Oreja/Rupp

Artikel-Info
Land Peru
Gebiet Anden-Region, Huancavelica
Kontinent Südamerika
Thema Reisereportage
Autor Elena Rupp