Eintauchen in eine andere Welt mit dem Münchner Auswanderer Werner

Wie seine Tauchbasis entstand und er sein neues Leben auf Elba genießt

Hallo Werner, kannst Du Dich noch an Deinen allerersten Tauchgang erinnern? Und wann Dich das Tauchfieber dann so richtig gepackt hat? 

Das Tauchen war für mich definitiv immer ein Kindheits- beziehungsweise Jugendtraum. Schon als kleines Kind habe ich zum Schrecken meiner Mutter ständig die Nase unter Wasser gesteckt um zu tauchen. Mit 14 Jahren habe ich in einem kleinen Weiher bei München dann meinen ersten Tauchgang mit Pressluft absolviert. Während meiner Studienzeit wurde es dann ein extrem wichtiges Hobby. Und dann fiel schließlich die Entscheidung, das Tauchen zum Beruf zu machen. 

 

Taucher erzählen oft, dass der Sport süchtig macht. Kannst Du jemandem, der noch nie Tauchen war, erklären, worin die absolute Faszination liegt? 

Ich glaube, es ist das Schweben in der Schwerelosigkeit unter Wasser und auch das im wahrsten Sinne des Wortes "Eintauchen" in eine völlig andere Welt. Aber ganz sicher empfindet das jeder Taucher ein klein wenig anders. 

 

Kannst Du kurz beschreiben, wie es zur Gründung Eurer Tauchbasis auf Elba kam? 

Ich hatte nach Abschluss meines Studiums bereits bei einer Tauchbasis auf Elba mitgearbeitet und war danach als Basisleiter auf den Malediven. Dann wollte ich zunächst eine Tauchbasis übernehmen, aber wir wurden uns nicht handelseinig. Und so habe ich zusammen mit meiner Frau Genny eine eigene Basis gegründet. Die Idee, ein Boot als schwimmende Tauchbasis einzurichten, entstand ganz einfach aus dem Ärger darüber, dass man als Taucher sonst immer eine Menge Material an und von Bord schleppen muss. Wir dachten uns, das geht doch einfacher! 

 

Kannst Du ein paar Fakten zu Eurem Boot nennen? 

Unser Tauchboot ist eine Spezialanfertigung, individuell nach meinen Vorstellungen gebaut. Es handelt sich um eineMotoryacht, 14,5 Meter lang und 4,5 Meter breit, von mir speziell fürs Tauchen eingerichtet – mit sämtlichem Tauchmaterial, Flaschen und Kompressor an Bord. Es ist ein sehr bequemes und gemütliches Boot, das für den Taucher wirklich jeden Luxus liefert.

Was macht Elba zu einem absoluten Top-Spot für Taucher? 

Elba ist sehr abwechslungsreich – sowohl unter Wasser als auch über Wasser. Es gibt viele verschiedene, sehr schöne Tauchplätze und man hat aufgrund der Insellage die Möglichkeit bei fast jedem Wetter zu tauchen. Direkt vor unserer Nase liegt ein Naturschutzgebiet mit sehr großem Fischreichtum und schönen Wracks – man findet hier einfach Tauchgebiete für jeden Geschmack und für jeden Ausbildungsstand. 

 

Was können Gäste ganz allgemein bei Euch erwarten? 

Ruhiges, gepflegtes Tauchen ohne viel Theater drumherum.Das Ganzemit viel Komfort und mit größtem Augenmerk auf der Tauchsicherheit.  

 

Wie sieht es mit der Unterkunft der Gäste aus? Was gibt es da für Optionen?
In unserer Umgebung findet man eigentlich alle vorstellbaren Möglichkeiten: vom Campingplatz über B&B, vom 1- bis 5-Sterne-Hotel und natürlich schöne Ferienwohnungen. Wir helfen unseren Gästen natürlich gerne bei der Vermittlung beziehungsweise der Buchung. 

 

Wie steht es um die kulinarische Versorgung der Gäste? Ich habe gehört, Euer Geheimnis ist ein guter Tee?
Viele sagen im Spaß, der Tee meiner Frau Gennysei einer der Hauptgründe um mit uns zu tauchen (lacht). Ein guter heißer Tee nach dem Tauchgang gehört bei uns einfach dazu. Tja und sonst, was soll ich sagen – wir sind hier in Italien! Die gute mediterrane Küche ist hier zuhause. Wir haben ausgezeichnete Restaurants und Pizzerien in unmittelbarer Umgebung.  

 

Spielen bei Eurem Betrieb auch soziale oder ökologische Aspekte eine Rolle?
Natürlich haben wir als Tauchbetrieb einen besonderen Sinn für unsere Natur. Ein wichtiger Teil der Ausbildung und der Gästebetreuung ist die Sensibilisierung für unsere Umwelt. Wir wollen diese schöne Natur auch morgen und übermorgen genießen können.  

Außerdem ist es unter Tauchern selbstverständlich, soziale Brücken zu schlagen. Unter Wasser gibt es keine "sozialen Unterschiede". Und wir sind sehr stolz darauf, häufig mit Gästen aus sehr vielen verschiedenen Nationen und Kulturen an Bord zu sein. Es ist einfach eine Bereicherung, wenn man immer wieder gegenseitig voneinander lernen kann. 

Nochmal zurück zum Tauchen: Muss ich Vorkenntnisse haben oder kann ich mich als absoluter Anfänger zu Euch wagen?
Nein,man braucht absolut keine Vorkenntnisse um bei uns einen Schnuppertauchgang oder Anfängerkurs zu belegen.  

 

Gibt es auch Angebote speziell für Familien?
Ja, selbstverständlich. Dabei versuchen wir auch immer möglichst individuell zu sein und auf die Wünsche unserer Gäste einzugehen. Am besten also einfach anfragen und uns die persönlichen Vorstellungen mitteilen. 

 

Was hat es mit den „Mini-Kreuzfahrten“ auf sich?
Da wir eine sehr schöne und geräumige Gästekabine auf dem Boot haben, können wir in der Vor- oder Nachsaison auch mit Gästen an Bord einmal um die Insel fahren. Beispielsweise eine Woche lang – und dabei die schönsten Tauchplätze betauchen. 

 

Wie wichtig ist bei Euren Angeboten das Thema Sicherheit?
Sicherheit ist beim Tauchen das absolut wichtigste Thema. Das ist wohl der Hauptgrund, warum wir kein Massenbetrieb sein wollen.  

 

Bist Du als deutschsprachiger Ansprechpartner immer in der Nähe?
Ja, ich bin definitiv immer als Ansprechpartner zur Stelle. Und abgesehen davon spricht auch meine Frau Genny als Italienerin ein recht gutes Deutsch. 

 

Hast Du einen echten Geheimtipp für einen Ausflug oder eine Aktivität auf Elba? Was sollte man unbedingt mal erlebt oder probiert haben?
Nur einen? (lacht) Da gibt es jede Menge! Wanderungen, Mountainbike-Touren, Bergdörfer ansehen, Segeln, traumhafte Strände, Weingüter, alte Mineralien-Minen, kleine Burgruinen und noch sehr viel mehr. Elba ist ganz allgemein wirklich ein großartiges Ziel für Besucher. 

 

Was macht das Leben auf Elba allgemein für Euch aus?
Elba hat ein sehr gutes mildes Klima, es gibt praktisch keine Kriminalität und wir leben in einer wunderschönen Naturlandschaft. Ich denke das sagt wohl alles...  

 

Wie oft bist Du noch in Deutschland und gibt es so etwas wie Heimweh?
Wir sind regelmäßig in Deutschland, da wir auf den Messen "boot" in Düsseldorf und "free" in München als Aussteller auftreten.Meine Eltern leben in München, also ist die Messezeit auch immer ein Familienbesuch. Und natürlich freue ich mich immer meine guten alten Freunde aus München zu treffen, die mich allerdings genau wie meine Familie auch regelmäßig auf Elba besuchen. Also richtiges Heimweh? Nein. 

 

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich glaube, das ist eher eine politische Utopie. Ich beobachte im Moment ein Anwachsen der Konfliktpotenziale und der Konfliktbereitschaft. Diese Tendenz mit Vernunft und Bildung umzukehren wäre wünschenswert. 

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch. 

 

Das Interview führte Simon Grünke.

Artikel-Info
Land Italien
Gebiet Elba
Kontinent Europa
Thema Interview Tauchanbieter
Autor Simon Grünke