Georgien - Kultur und Entdeckungsreisen im Kaukasus

Wandern, Kunst, Kulinarik, Abenteuer, Wein- und Foto-Reisen mit einem Berliner Auswanderer

Interview, Reisetipps und Hintergrundinformationen

Lieber Herr Hans, wie kam es zu Ihrer Auswanderung nach Georgien?

Ich kam 1996 durch Zufall auf den Tipp eines russischen Freundes in Berlin als Künstler nach Georgien und habe dann nebenbei als Deutschlehrer gearbeitet. Ich war der einzige Deutsche in der Stadt Rustawi und wurde sehr herzlich und neugierig aufgenommen. Später habe ich meine georgische Frau Teona dort kennengelernt und heute haben wir mit vier Kindern eine große Familie und sind fest im Kaukasus verankert. Meine erste Anschaffung war ein sowjetisches Auto der Marke Lada 06 mit dem ich kreuz und quer durch das Land reiste und die faszinierende Vielfalt der Region kennenlernte. Fast immer waren Georgier und Armenier mit im Auto dabei, die mir ihre Heimat, die fremden Sitten und Lebensauffasungen zeigten und erklärten. Etwas später kam auch Aserbaidschan hinzu und da es kaum eine funktionierende touristische Infrastruktur gab, lag die Idee auf der Hand meine Liebe zum Kaukasus mit Anderen zu teilen und dadurch entstand die Idee Reisen in den Kaukasus zu veranstalten.

Heute leben wir in der georgischen Hauptstadt Tbilissi - und wann immer es möglich ist - auch in unserem Haus in der Weinregion Kachetien im Osten des Landes. Schon nach wenigen Wochen war mir klar, dass ich länger bleiben wollte, um all das Neue besser zu verstehen. Dass es nun 19 Jahre werden würden, damit hatte ich nicht gerechnet.

Was fasziniert Sie persönlich an der Reiseregion Georgien?

Der Kaukasus hat so viele Facetten. Neben den atemberaubenden, aber zum Teil auch kaputten oder vergessenen Landschaften, gibt es diesen Kosmos verschiedenste Lebenskulturen, die vielen uralten Sprachen, polyphone Gesänge, Tänze und eine Literatur und Schrift, die im 4.-5.Jahrhundert beginnt. Jeder Reisende soll das Land für sich entdecken und dazu reicht ein Besuch meistens garnicht aus - viele Gäste kommen wieder. Die Region ist vom Tourismus noch nicht wirklich entdeckt worden und es wäre vielleicht schön, wenn es so bliebe. Andererseits herrschen traditionell im Kaukasus Gastfreundschaft und Toleranz gegenüber Fremden und Besuchern, so dass man immer das Gefühl hat, gern gesehen zu sein und das spricht sich rum.

Haben Sie ein Netzwerk, mit dem Sie zusammen arbeiten bei der Organisation Ihrer Reisen?

Meine Mitarbeiter sind natürlich Georgier und jeder ist stolz auf seine Herkunft aus dieser oder jener Region, die wir gern in die verschiedenen Reiseideen einbinden wollen. Der beste Wein kommt aus Kachetien, Mandarinen und Tee vom Schwarzen Meer. Die schönsten Berge sind im Großen Kaukasus und die Küche ist vielfältig im ganzen Land. Wir arbeiten auch mit kleinen professionellen Agenturen in Armenien und Aserbaidschan zusammen, die ähnliche Auffassungen vom Reisen aufbauen. Ein Nachhaltiger Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen und da können wir noch sehr viel von anderen Ländern lernen, zum Beispiel stärker die lokal hergestellten Lebensmittel zu nutzen, besondere traditionelle Fähigkeiten, wie das Wissen über Heilpflanzen und ihre Anwendung zu fördern und in unsere Reiseangebote zu integrieren. Auf unserer Kunstreise stellen wir Zeitgenössische Georgische Künstler vor und besuchen sie in ihren Ateliers. Unsere Kulinarische Reise führt in die Küchen und Wohnungen und zeigt neben den Gaumenfreuden auch viel von der Lebensweise der Menschen.

Frühstück im Kaukasus, Viehtrieb Tuchetien, Kulinarische Reise, Fotoreise

Für welche Zielgruppe sind Ihre unterschiedlichen Reisen ausgerichtet?

Unsere Gäste sind neugierige tolerante und kultur- und kunstinteressierte Menschen, die die Länder des Südkaukasus aktiv entdecken möchten. Dafür haben wir spezielle Reisen entwickelt, die wir in Kleingruppen bis 10-12 Personen durchführen. Da viele unserer Gäste jedoch gern ganz individuell reisen, bieten wir die Möglichkeit fast jede Reise auch ganz nach Wunsch zuorganisieren.

Wer einen Überblick über Georgien erhalten möchte, ein bisschen Wandern, aber auch Kultur und Kulinarik kennenlernen möchte, dem empfehle ich die Reise "Frühstück im Kaukasus".

Unser Viehtrieb Tuschetien findet immer Ende September statt, wenn die Hirten ihre Schafe, Kühe und Pferde aus den hohen Bergen hinunter in die Ebene treiben. Man fühlt sich in eine archaische Welt versetzt und kann beim Marschieren mit den Schafen darüber sinieren, in welcher Welt man besser aufgehoben wäre.

Da fast alle unserer Gäste vom Essen und Trinken in Georgien schwärmen, haben wir eine Kulinarische Reise durch Georgien konzipiert. Es wird handfest mitgemacht bei der Zubereitung der Speisen. Die Reise führt von Tbilissi nach Osten und dann nach Westen bis an das Schwarze Meer, mit Stopps in den Regionen mit kulinarischen Besonderheiten.

Wer gern fotografiert und Einblicke in die georgische Künstlerszene bekommen möchte, den laden wir gern zu unserer Fotoreise Georgien ein. Es gibt jährlich drei Reisen, die das Treffen mit georgischen Fotografen und Künstlern ermöglicht.

Für Abenteuer, Wandern, Reiten oder Trekking  haben wir spezielle Angebote in den Landesteilen Chewsuretien, Swanetien und Tuschetien. Neu haben wir Jeeptouren in den Großen Kaukasus über 10 Tage oder bieten Geländewagen zur Miete an.

Sind alle Ihre Reisen deutschsprachig betreut?

Ja, viele unserer Reisen sind deutschsprachig betreut, aber nicht alle. Dort wo wir keine deutschsprachige Reiseleitung haben, kann der Guide neben Russisch mindestens auch Englisch sprechen.

 

Unterkünfte, Verpflegung, beste Reisezeit

Welche Unterkünfte und Verpflegung kann der Reisende erwarten?

Auf den meisten Reisen bieten wir Halbpension an, wobei daraus in den Regionen dann Vollpension wird. Die georgische Küche ist sehr beliebt. Neben 3- und 4-Sterne-Hotels wird oft in kleineren Familienhotels und Pensionen übernachtet. Das Angebot an Hotels wird größer, so dass wir den Wünschen und Erwartungen der Gäste immer besser entsprechen können.

Wann ist die beste Reisezeit für Georgien?

Das optimale Reisewetter haben wir in den Monaten April bis Juli und September bis Oktober. Es regnet kaum und die Temperaturen sind mild.

Gibt es für Sie persönlich einen Ort, an dem Sie am liebsten sind?

Ich bin sehr gern im Dorf Dshuta in der Familienpension meines Freundes Jago, tief in den Bergen des Großen Kaukasus auf 2.200 Metern über dem Meer. Hier finde ich Entspannung und Inspiration für meine eigene Kunst. Mein Malzeug ist dort immer in Reichweite.

Vermissen Sie etwas aus Ihrer Heimat Berlin?
Nur manchmal vermisse ich die Berliner Luft, die Berliner Schnauze und ab und zu eine Currywurst von Konnopke. (Lacht)

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? 

Nette neugierige Gäste, Inspiration für meine Kunst, eine kluge wirtschaftliche und politische Entwicklung im Kaukasus und dass die Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan eines Tages gelöst werden.

Vielen Dank für das interessante Interview!

Karola Stahlberg

Artikel-Info
Land Georgien
Gebiet Kaukasus
Kontinent Asien
Thema Interview Reiseveranstalter
Autor Karola Stahlberg